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Aus der Predigt

(Nur einige Ausschnitte)

 

 

01.01.2004 - Fürchte dich nicht

 

 

Viele Menschen haben Angst, und an einem Tag wie heute wird sie Gestalt annehmen in den Fragen: Was wird das neue Jahr bringen...

 

Es gibt eine Antwort, die wir heute von Gott bekommen können. Dies ist keine Antwort auf einzelne Fragen, sondern eine Antwort, die alle unsere Fragen beantwortet.

 

So sagt Gott, am Anfang des neuen Jahres, am ersten Tag des Jahres 2004, zu jeder/m von uns:  "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir" (Jes 43,1).

 

Wenn wir dies hören können, wenn wir diesen Worten vertrauen können - das sollte für uns möglich sein, denn die Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren mit unserem Gott gemacht haben, waren positiv; er hat uns nie im Stich gelassen. Es ist zwar nicht immer alles so gelaufen, wie wir wollten; Gott hat zwar nicht alle unsere Wünsche erfüllt, aber er hat uns bisher getragen, uns beschützt, uns immer das gegeben, was nach seinem Plan für uns gut war - wenn wir das in Betracht ziehen können, dann werden wir ermutigt, an diese Worte Gottes zu glauben: Fürchte dich nicht! Und wenn wir dies annehmen können, dann können wir wie Maria sagen: Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du gesagt hast. Keiner von uns wird heute die Sicherheit bekommen - auch wenn alles tadellos erscheint - dass alles, was wir wollen, in Erfüllung gehen wird. Und - wir brauchen diese Bestätigung auch nicht. Als Maria Ja zu Gott gesagt hat, dann wusste sie auch noch nicht, was ihr alles widerfahren würde, was Gott alles von ihr erwartet. Aber sie konnte zu Gott JA sagen, weil sie ihm vertraute. Auch am Anfang dieses neuen Jahres brauchen wir nur dieses Vertrauen, nur diesen Glauben: Gott wird uns alles geben, was wir brauchen. Er wird uns nur auf die Wege führen, die uns ans Ziel bringen. Wir wissen nicht, wie diese Wege aussehen werden, aber - ob steinig oder eben, ob schön oder schmutzig - über eines können wir sicher sein: Gott wird uns ans Ziel bringen. So beginnen wir dieses neue Jahr 2004 mit Hoffnung und Zuversicht - wie Maria - und auch mit der Bereitschaft, alles von Gott anzunehmen, was er uns gibt und alles zu tun, was er von uns erwartet.

 

Es kann sein, dass wir nach ein paar Tagen - warum nach ein paar Tagen, es kann sein, dass wir schon nach ein paar Stunden dies alles vergessen haben und wieder in den gleichen Angstzustand zurückfallen. Aber, es gibt ein Mittel dagegen: Der vertrauensvolle Blick auf Maria.

Und ich würde sagen: Das reicht für uns. Wir müssen nicht gleich alles wissen, das einzige was wir wissen müssen - und das wissen wir auch - ist: Gott wird mit uns gehen und er wird uns ans Ziel bringen. Wir müssen nur mit ihm gehen - und das versuchen wir jeden Tag des neuen Jahres.

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04.01.2004 - Wozu brauchen wir noch einen Gott?

 

Welche Erfahrung haben sie selber gemacht? Wenn Sie nachher nach Hause gehen, dann fragen Sie Ihre Kinder oder Enkelkinder, klein oder groß, im Kindergartenalter oder im Schulalter, oder im Studium oder in der Ausbildung, was wir Menschen zum leben brauchen. Diese Frage stelle ich jedes Mal den Erstkommunionkindern und Firmlingen. Ich kann mich kaum erinnern, dass ein Kind oder Jugendlicher als erstes Gott genannt hat.

 

Erst wenn ihnen nichts mehr einfällt, dann sagt der eine oder andere: Gott! Und das kommt meistens von Kindern, die nicht so selbstbewusst sind. Wenn ich dann weiterfrage: Wozu brauchen wir Gott? - dann können die meisten keine Antwort darauf geben. Wir haben alles, oder in dieser Welt gibt es alles - wozu brauchen wir noch einen Gott? Auch wenn es nicht ausgesprochen wird, so denken doch viele unserer Zeitgenossen: Es geht ohne ihn! Und dann kommt der nächste Gedanke: Wenn es ihn gibt, wo und wie findet man ihn? Wo begegnet man ihm? "Nirgends" ist die Antwort von vielen, darum ist Gott kein Thema im alltäglichen Gespräch. Oder - wie oft haben Sie über Gott in diesen Tagen gesprochen? Trotz dieser Feiertage? Über Weihnachten ja, aber meistens über Geschenke, Besuche und über dies und jenes. Aber, wie oft kam Gott dabei als Gesprächsthema vor?

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Gott erkennt man nicht durch Studien, nicht durch Recherchen, nicht durch Argumentieren sondern durch ein Leben, das die Einstellung eines Kindes hat. Wenn wir die Fähigkeit bekommen, Kinder Gottes zu werden, dann werden wir diesem Gott begegnen. Er ist kein Gegenstand, den man analysieren und beobachten kann, sondern eine Wirklichkeit, die mit uns lebt und für uns da ist. Nur durch Annehmen werden wir ihm näher kommen.

 

Die einzige Möglichkeit, Gott näher zu kommen, ist, als Kind zu ihm zu kommen, als sein Kind. Als Philosoph, als Theologe, als Wissenschaftler, als Forscher kommen wir nicht näher zu ihm, denn er ist weder ein Ding, noch eine Person, die wir sonst auf der Erde sehen. Ihm näher kommen können wir nur als seine Kinder!

 

Wenn wir dies verstehen können, dann können wir auch verstehen, warum Jesus gesagt hat, dass er der Weg zu Gott ist. Nur durch Jesus können wir Gott kennen lernen; nur durch Jesus können wir Gott näher kommen. Und wer Jesus nicht kennt, wer seine Botschaft nicht verstanden hat, wer durch ihn nicht Kind Gottes geworden ist, der wird Gott nicht begegnen. Solche Menschen müssen dann nur mit den materiellen Dingen hier auf Erden zufrieden sein: nur mit Essen und Trinken, nur mit Unterhaltung. Mehr werden sie nicht erreichen; ein geistiges Leben werden sie nie kennen lernen. Eigentlich ein verlorenes Leben. Wenn man Gott nicht findet, wenn man Gott nicht erkennt, dann bedeutet dies nicht, dass es keinen Gott gibt, sondern nur, dass man ihn nicht gefunden hat. Und dass man ihn nicht gefunden hat, ist kein Beweis dafür, dass es ihn nicht gibt. Ein Grund, dass man ihn nicht gefunden hat, ist, dass man ihn an der falschen Stelle gesucht hat.

 

Er ist nicht außerhalb der Menschen, oder der Welt, er ist Grund, Ursprung aller Menschen und aller Lebewesen und auch der Welt.

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11.01.2004  - Anhänger von Jesus-Mitglied der Kirche

 

Dass Sie zu einer Gruppe gehören, die auf der ganzen Welt verbreitet ist, das wissen Sie. Aber wissen Sie, dass Sie zu einer Gruppe gehören, die 1 Milliarde und 783 Millionen Mitglieder hat?

 

Dürfen wir stolz sein, über die große Zahl der Christen? Eigentlich schon, aber - wenn wir die Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft sehen, dann bekommt man Bedenken, denn die Voraussetzung dafür, Mitglied der Christenheit zu werden, ist von Konfession zu Konfession unterschiedlich, von Land zu Land anders. Bei einigen ist nur die Taufe Voraussetzung, und was sie glauben und wie sie leben - das spielt keine Rolle. Bei anderen ist das Zahlen der Kirchensteuer die einzige Voraussetzung, auch wenn man das öffentlich und offiziell nicht zugibt. Mitglied einer christlichen Konfession zu sein ist anders, als Anhänger von Jesus zu sein. Und wenn man nach der Zahl der Nachfolger Jesu fragt, dann wird kaum jemand in der Lage sein, eine genaue Zahl zu nennen, denn sie ist nicht nach äußerlichen Kriterien feststellbar. Oder - wissen Sie, wie viele praktizierende Christen hier in Leingarten leben? Mitglieder der kath. Kirche sind 2.450, aber wie viele davon ihren Glauben leben und praktizieren, das wissen wir nicht. Die Nachfolge Jesu ist etwas anderes, dazu gehört eine innere persönliche Beziehung zu Jesus und auch ein Leben nach seiner Lehre. Um dies zu erreichen, muss man als erstes Jesus kennen lernen, seine Person und seine Lehre.

 

Ob es sich lohnt, sein Anhänger zu sein? - diese Frage kann man beantworten, nur wenn man die Identität von Jesus kennt.

Wäre Jesus nur ein Lehrer gewesen, nur ein Religionsgründer, dann wäre es für uns leichter gewesen, dann würde es uns genügen, nur nach seiner Lehre zu leben. Aber, hier geht es nicht nur um ein Leben nach seiner Lehre, sondern - und vor allem - Jesus als unser Herr und Gott anzunehmen. Niemand stellt in Frage, dass die Lehre Jesu einmalig ist, das Beste überhaupt ist. Aber Jesus geht es nicht nur um das Zusammensein unter den Menschen, sondern auch um das Leben mit Gott, seinem und unserem Vater.

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18.01.2004 – Die Wichtigste Aufgabe?

 

Hätten wir in unserer Gemeinde Menschen, die z.B. bereit wären, nur die Straßenlisten für die Sternsinger mit dem Computer zu schreiben, dann wäre es nicht möglich gewesen, am 06. Januar die Sternsingeraktion durchzuführen. Hätten wir in unserer Gemeinde Menschen, die bereit wären, nur als Begleitpersonen von Haus zu Haus zu laufen, hätte diese Aktion nicht stattfinden können. Diese Aktion war nur möglich, weil wir für alle anfallenden Aufgaben Menschen hatten - Kleider richten für die Kinder; mit ihnen Texte einstudieren usw. Und welche Aufgabe ist die wichtigste? Alle, müssen wir sagen, auch wenn es in der Öffentlichkeit nicht so zum Ausdruck kommt. Und diejenigen, die mit der Organisation etwas zu tun haben wissen, dass der eine ohne den anderen keinen Nutzen hat. Oder meinen Sie, dass ein Lehrer, ohne seine Schüler nützlich ist? Ein Verkäufer ohne Käufer? Auch wenn dies alles stimmt, so leben wir doch in einer Gesellschaft, in der einige Aufgaben und Begabungen höher geschätzt werden, als andere. Und das verursacht Probleme im zwischenmenschlichen Miteinander. Dass dies keine besondere Erscheinung unserer Gesellschaft oder Zeit ist, das belegt die heutige Lesung aus dem Korintherbrief.

 

So ein Text aus der Bibel - wie der heutige - mahnt uns, unser Gemeindeleben zu analysieren, zu korrigieren und ermutigt uns, weiter zu machen mit den Menschen, die wir haben, die in verschiedenen Bereichen begabt sind, von Gott mit allerlei Gaben und Fähigkeiten beschenkt sind.

 

Alle sind wichtig für das Gemeindeleben. Wie schrecklich wäre es dabei aber, wenn alle die gleichen Begabungen hätten? Wenn alle nur eine bestimmte Aufgabe erfüllen könnten? Das gleiche gilt auch für das Leben in der Familie: man kann immer wieder feststellen, dass die Mitglieder der Familie sich gegenseitig ergänzen. Wie oft hört man von Ehepaaren: Wir sind nicht immer der gleichen Meinung; nicht der gleichen Ansicht; wir sind verschiedene Typen, aber - wir ergänzen uns. Ja, darum geht es: Die gegenseitige Ergänzung! Was der eine nicht kann, kann der andere und umgekehrt.

 

Fast in allen Gruppierungen, seien es religiöse oder gesellschaftliche, entstehen Probleme und Streitigkeiten, aber nicht, weil es keine begabten Leute gibt, sondern weil diese "Begabten" als Begabte dastehen möchten, weil diese ihre Begabung als einzig wichtige anerkannt bekommen möchten. Es kann sein, dass man für die Erfüllung bestimmter Aufgaben bestimmte Ausbildungen braucht, aber man kann nicht sagen, dass andere Aufgaben weniger wichtig sind.

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Ja, das stimmt auch, alles hat seine Grenzen und die Menschen müssen diese Grenzen annehmen. Man sollte nicht nur die Fähigkeiten sehen, sondern auch die Grenzen. Niemand kann alles und es gibt auch niemanden, der nichts kann. Ergänzen und sich gegenseitig helfen um das Ziel zu erreichen, das ist das Wichtigste.

So ist es für uns wichtig:

1. Unsere Begabung entdecken - wir können einiges. Die Fähigkeiten sind uns von Gott gegeben, damit wir mithelfen können, das Zusammenleben mit anderen Menschen schöner zu machen. Wir dürfen uns darüber freuen, dass wir diese oder jene Begabung besitzen.

2. Wir müssen unsere Grenzen erkennen: Wir können nicht alles. Allein schaffen wir nicht viel. Wir sind auf die Hilfe von anderen angewiesen. Was wir nicht alleine schaffen, das sollten wir nicht unbedingt liegen oder ausfallen lassen, sondern wir sollten versuchen, es mit Hilfe von anderen zu erfüllen.

3. Wir müssen lernen, immer wieder um die Gabe Gottes zu bitten. Auch wenn wir alles zusammenarbeiten, schaffen wir nicht immer alles, was wir sollten. Auch wir haben unsere Grenzen, auch zusammen. Was haben wir heute im Evangelium gehört? Es war alles bestens organisiert und vorbereitet. Trotzdem ging mitten in der Feier der Wein aus! Und Maria, die Mutter Jesu bemerkt diese Situation und setzt sich fürbittend für das Brautpaar bei Jesus ein. Und - Jesus hilft! Aus Wasser wurde Wein.

Wenn wir alle miteinander arbeiten, wenn wir die Fähigkeiten von anderen erkennen, die eigenen Grenzen und die der anderen erkennen und uns gegenseitig ergänzen, und wenn wir versuchen, Gott um Hilfe zu bitten, dann werden wir auch in unserer Zeit Wunder erleben. "Tut, was Jesus sagt" - das war die Anweisung Marias an die Diener. Das gleiche gilt auch für uns. Wenn wir das tun, was Jesus sagt, dann werden auch wir Wunder erleben - ein Miteinander mit anderen Menschen und auch ein Miteinander mit Gott.

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25.01.2004 –  Lebensform,  die den Menschen Friede und Freude bringt

 

Hat sich eines ihrer Kinder oder Jugendlicher irgendwann als Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk eine Bibel von Ihnen gewünscht? War dieses Buch, das wichtigste Buch der Christenheit, irgendwann ein Wunschgegenstand? Wann kam für Sie die Bibel als Geschenk für jemanden in Frage, als sie nach etwas gesucht haben, was Sie schenken könnten? Wenn Sie jemand heute am Bibelsonntag fragen würde, ob Sie wissen, ob ihre Kinder eine Bibel besitzen, was würden Sie antworten? Haben Sie selber eine Bibel? Wann haben Sie zuletzt darin gelesen? Die meisten Eltern erzählen ihren Kindern Geschichten; aber wie oft kommt eine Geschichte aus der Bibel, die Taten oder Wunder von Jesus dabei vor?

 

So lautet der Satz, der als Einleitung zu der heutigen Lesung aus dem Buch Nehemija.

 

Diesen Text verstehen wir besser, wenn wir über die Hindergründe informiert sind.

 

Ein Leben ohne Gesetze? - das können wir uns kaum vorstellen. Dann würde nichts anderes als Chaos herrschen, auf der Straße, in der Schule. Das Miteinander unter den Menschen muss geregelt sein. Dabei spielen die Gesetze der Regierung eine große Rolle. Aber eines sollte uns klar sein: die Regierung ist nicht für alle Bereiche unseres Lebens zuständig; sie hat Einfluss und Kontrolle nur über Bereiche, die von außen sichtbar sind und interessieren sich auch nur für Dinge, die dem Menschen Wohlstand sichern und greifen ein, wenn in der zwischenmenschlichen Beziehung Unruhe oder eine Störung aufkommt. Sie interessiert sich des Weiteren nur für bestimmte Abschnitte des Lebens und auch nur für bestimmte Menschengruppen. Aber das ist für uns Menschen zuwenig. Wir haben auch Bereiche in unserem Leben, die von außen nicht kontrollierbar sind, die kein Gesetz der Regierung beeinflussen kann, so z.B. was wir denken und fühlen. Aber diese Bereiche sind für uns Menschen wichtig und vor allem kann keine Regierung den Ursprung und das Ende unseres Lebens wahrnehmen. Wir sind von Gott und gehen zu Gott zurück. So ist die Person, die für alle Bereiche unseres Lebens Regeln aufstellen kann, Gott. Nur er kennt uns richtig, nur er kann uns Lebensregeln geben, die für uns alle und für immer gültig sind. Und - Gott hat uns diese Lebensregeln gegeben, er hat uns seinen Willen geoffenbart durch die Propheten und zum Schluss durch seinen Sohn Jesus Christus. Diese Offenbarung Gottes können wir aus der Bibel erfahren. So hört man die Stimme Gottes, wenn man die Bibel liest.

 

Hier werden wir weiter erfahren, was Gott alles für uns Menschen getan hat, wie er die Menschen erschaffen hat. Außerdem erfahren wir dort, was Gott von uns Menschen erwartet, in Form von Weisungen, Vorschriften, Geboten und Verboten. Aus den Texten der Bibel können wir erfahren, was wir von Gott noch zu erwarten haben, vor allem, wenn unser Leben zu Ende geht - eine glückliche Verheißung, eine Verheißung, die unserem ganzen Leben Hoffnung und Halt gibt.

 

Millionen von Menschen haben diese Lebensform - die man in der Bibel findet - ausprobiert und selber festgestellt, dass sich ein Leben nach diesen Regeln lohnt, - oder genauer gesagt- dass es die einzige Lebensform ist, die dem Menschen Friede und Freude bringen kann. Es geht nicht darum, dass wir zeigen, dass wir die Bibel hochschätzen, sondern darum, zu erfahren, was Gott jedem einzelnen von uns zu sagen hat.

 

Der heutige Bibelsonntag sollte für diejenigen, die bis jetzt dieses Buch nicht so ernst genommen haben, ein Anlass sein, in der Bibel zu lesen und zwar regelmäßig. Wir leben in einer Zeit, die viele alte Traditionen wieder lebendig machen möchte, oder neue erstehen lassen will. Können wir uns vorstellen, dass wir in unseren Familien eine Tradition aufbauen, indem wir in der Bibel lesen, und zwar regelmäßig? Jeden Tag einen Abschnitt aus der Bibel - als Anregung für ein ausgeglichenes, ruhiges Leben. Wir haben viele Gewohnheiten, überall, auch in der Familie, aber das Lesen in der Bibel kann uns hilfreicher sein, als alles andere, vor allem bei der Erziehung der Kinder für ein religiöses Leben.

 

Auch bei der Erziehung sollte das Lesen in der Bibel eine große Rolle spielen. Die Kinder kennen viele Bücher, sie besitzen auch einige, aber die Bibel sollte das wichtigste Buch für sie sein, denn aus der Bibel können wir alle - Kinder, Jugendliche und Erwachsene - Anregungen für unser Leben bekommen, Ermutigung und Kraft, unser alltägliches Leben zu meistern, Trost, wenn man traurig und enttäuscht ist, denn hier hören wir nicht, was die anderen Menschen zu sagen haben, sondern das, was Gott uns zu sagen hat. Denn, wer könnte uns mehr helfen, als unser Gott, der uns das Leben schenkte, der das ewige Leben für uns bereithält, der unser Anfang und unser Ziel ist. 

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01.02.2004  -  Ich muss aufpassen

 

Ich hatte die Möglichkeit, in der Universität Tübingen einige Vorlesungen über psychisch Kranke zu hören. Der Professor, der selber praktizierender Arzt war, hat uns gesagt: "Bis jetzt habe ich keinen einzigen geistig Kranken gesehen, der jemanden hatte, von dem er geliebt wird." Er wollte uns damit sagen, dass, wenn irgendjemand da sein sollte, der einen liebt, dann ist es selten, dass jemand geistig krank wird, psychische Probleme bekommt. Ausnahmen wollte er nicht ausschließen, aber in der Regel war es so, das war seine Erfahrung, das wollte er uns bestätigen. Wenn es Liebe gibt, dann gibt es nicht nur keine Streitigkeiten, sondern auch Lösungen für die meisten Probleme. Das schönste Gefühl, das man haben kann, ist: Ich habe jemanden, der zu mir steht, egal was passiert. Und der schlimmste Zustand ist, dass man denken muss: Ich muss aufpassen, sonst werde ich sie/ihn verlieren, er/sie wird nicht zu mir halten.

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Die Liebe die Paulus meint ist etwas anderes als die Liebe, die die jungen Leute bei ihrer Hochzeit im Kopf haben, oder im Herzen fühlen. Aber eines stimmt: Wenn die Liebe vorhanden ist, welche der Apostel Paulus meint, dann kann weder in einer Ehe, noch in der Familie, noch in der Gemeinde irgendetwas schief gehen.

 

Wir sind Menschen, die miteinander leben. Was ist dabei wichtig? Wenn sie sich gegenseitig mögen, dann ist keine Verfehlung des anderen zu schwer. "Das macht doch nichts, so etwas kann immer mal vorkommen, bei jedem vorkommen" so hört man dann. Aber, wenn die Liebe nicht da ist, dann hört man bei jeder Kleinigkeit den Schrei: "Ich habe es dir mehrmals gesagt, doch du kapierst es nie". Dann ist jedes Geschenk wertlos, wenn es nicht aus Liebe gemacht wird. Darum sagt der Apostel: "Wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, aber die Liebe nicht hätte, nützte es mir nichts."

 

Ja, das wissen wir, wenn es so eine Liebe geben würde, dann würden keine Probleme entstehen, in der Ehe nicht, in der Familie nicht, in den Vereinen nicht und auch in den Gemeinden nicht. Aber die vielerlei Streitigkeiten, überall und immer wieder, bestätigen, dass so eine Liebe nicht so leicht zu haben ist.

 

Weder in der politischen Welt, noch im Wirtschaftsbereich hört man von so einer Liebe. Dort hört man: Wir müssen unsere Interessen durchsetzen. Doch das ist gerade das Gegenteil von dem, was der Apostel Paulus meint: nicht unsere Interessen durchsetzen, sondern die Interessen der anderen wahrnehmen, respektieren und wo es immer möglich ist, auch helfen, sie zu verwirklichen. Das bedeutet aber nicht, dass wir alles zulassen und auf unsere eigenen Interessen verzichten müssen. Wir dürfen und müssen unsere Interessen vertreten, aber es sollte uns klar sein, dass auch andere Menschen solche oder ähnliche Interessen haben. Die anderen sind nicht dafür da, um uns zu dienen, um für uns zu arbeiten - sie sind als unsere Mitmenschen da, als gleichberechtigte Partner. Diese Haltung ist übermenschlich. So etwas ist nur für einen gläubigen Menschen möglich, denn das Fundament so einer Liebe ist die Gleichberechtigung aller Menschen. Und eine Gleichberechtigung ist nur dann zu erreichen, wenn wir einen gemeinsamen Ursprung anerkennen. Und die Botschaft Jesu ist nicht anders als dieses Fundament. Gott ist unser Vater und wir sind seine Kinder. Wir alle! Nicht nur einige, wir alle!

 

Eine Welt ohne Gott - das ist, was viele Menschen heutzutage wollen. Sie sprechen von Globalisierung, aber nicht um anderen Menschen zu helfen, sondern um auf Kosten anderer reicher zu werden und dadurch Wohlstand zu sichern. In ihrer Welt spielt Gott keine Rolle und die Vertreter dieser Welt nehmen den Namen Gott nicht in den Mund. Und, je mehr wir versuchen, ohne Gott zu leben, desto schneller wird diese Liebe aus unserem Leben verschwinden.

 

Denn die Liebe, die Jesus gepredigt hat und die der Apostel Paulus in der heutigen Lesung beschreibt ist nicht nur übermenschlich, sondern auch gegen das Interesse vieler Menschen. Wenn man nur seine eigenen Interessen vertritt und alle Menschen das Gleiche tun, dann stehen Streitigkeiten auf der Tagesordnung. Aber wenn man versucht, die eigenen Interessen und die der anderen zu erfüllen - hier muss man vielleicht zurückstecken - dann wird Friede herrschen. Friede und Freude ist die Frucht einer Lebenshaltung die man Liebe nennt. Und wie diese Liebe aussieht, das wollte uns der Apostel Paulus beschreiben: Sie prahlt nicht...

 

Aus eigener Kraft erreichen wir so eine Liebe nicht, aber mit Gottes Hilfe sicher. Nun wollen wir Gott um diese Liebe bitten, für uns und unsere Mitmenschen.

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08.02.2004  -  Neue Weltordnung

 

Viele Menschen unserer Zeit wollen eine neue Weltordnung, denn sie sind mit der jetzigen unzufrieden: die einen ärgern sich darüber, dass bestimmte Gruppen immer mehr Einfluß bekommen und die anderen schimpfen, weil die Güter dieser Welt ungerecht verteilt werden. Sie alle hoffen aber auf eine neue Weltordnung, in der alle die gleichen Rechte und Pflichten bekommen, alles was vorhanden ist, gerecht verteilt wird und Resorcen und Natur nicht auf einmal für die jetztige Generation aufgebraucht wird, sondern für die kommende etwas übrig gelassen wird. Eine neue Weltordnung, in der auch Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum haben. So wollen alle eine neue Weltordnung, auch wenn nicht alle den Schwerpunkt auf einen bestimmten Bereich legen.

 

Auch Gott wollte eine neue Weltordnung. Mehrmals hat er versucht, durch die Propheten dies zu erreichen und zum Schluss durch seinen Sohn Jesus.

 

Jesus braucht Helfer, auch heute noch. Dazu braucht man keine bestimmte Ausbildung und auch keine bestimmte Berufsausbildung, wie z.B. Priester oder Ordensleute. Ein Beispiel aus dem alltäglichen Leben kann ich Ihnen erzählen: Dies ist keine alte Geschichte, sondern etwas, das ich hier in Leingarten am letzten Montag erlebt habe. Ein Vertreter einer Firma, bei welcher wir Stühle für die Ministranten in der St.-Lioba-Kirche kaufen wollen, war bei mir. Nach den Kauf-Formalitäten, kamen wir ins Gespräch über die allgemeine Wirtschaftslage und auch über die, seiner Firma. Auf meine Bemerkung: Die Leute in der Wirtschaft bestimmen, wie es in der Welt weitergehen soll - sagte er: "Gott bestimmt!" Eigentlich sollte ich als Pfarrer diese Bemerkung machen, aber - sie kam von diesem Firmen-Vertreter. Ich merkte sofort, dass dies keine automatische Bemerkung war, sondern eine bewusste und absichtliche. Ich war neugierig und wollte mehr von ihm und seiner Person wissen. "Von Montag bis Freitag arbeite ich, um den Lebensunterhalt für mich und meine Familie zu verdienen, aber in meiner Freizeit arbeite ich für die Evangelisierung, vor allem bei der Jugend." Natürlich denkt man spontan an eine Sekte, wie z.B. Zeugen Jehovas, aber, dieser Vertreter ist Mitglied der evangelischen Kirche und wuchs bis zum 16. Lebensjahr ohne Religion auf. Dann hatte er die Möglichkeit, von Jesus zu hören; er war begeistert von ihm und versuchte und versucht noch durch Musik und Unterhaltungsprogramme Kinder und Jugendliche zu Jesus zu bringen. - Dies ist ein Beispiel aus unserer Zeit und unserer Umgebung, wie man im alltäglichen Leben für die neue Weltordnung arbeiten kann. Und je mehr Menschen für Jesus arbeiten, desto schneller wird das Reich Gottes, das Jesus gepredigt und gegründet hat, hier auf dieser Erde sichtbar und spürbar. Um dabei mithelfen zu können, muss man nicht besonders gebildet oder fromm sein, oder die Bibel genau kennen.

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Eine neue Weltordnung ist nur mit Gott zu erreichen, denn diese Welt ist von ihm und alles in dieser Welt soll nach seinem Plan laufen. Und dabei ist es sehr wichtig, dass alle Menschen ihn kennen lernen. Sie sollen wissen, was dieser Gott von ihnen erwartet und erst dann, wenn sie nach dieser Erwartung leben, ist eine neue Weltordnung möglich. In dieser neuen Weltordnung sollte Gott im Mittelpunkt stehen, denn er ist der Anfang und das Ende unseres Lebens, der Ursprung und das Ziel.

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15.02.2004 - Ihr seid glücklicher, als die so genannten Glücklichen!

 

Stellen Sie sich vor: Ich besuche einen kranken Mann im Krankenhaus, der eigentlich in Urlaub fahren wollte, aber durch eine plötzliche Krankheit dran gehindert wurde. Ich gehe zu ihm ins Zimmer und sage zu ihm: "Sie können glücklicher sein als ihre Freunde, die jetzt im Urlaubsort sind -  Sie sind glücklich". Wir können uns vorstellen, dass dieser kranke Mann mich nicht als normal ansieht. Ein Kranker soll glücklicher sein als ein Gesunder? Ein Arbeitsloser soll glücklicher sein als diejenigen, die Arbeit haben? Die Armen glücklicher sein als die Reichen?

 

Vor einigen Jahren hat der Bürgermeister - nicht hier von Leingarten, sondern von einer anderen Gemeinde - bei mir angerufen, ich soll zu ihm kommen. Er wollte mit mir über eine Beerdigung eines jungen Mannes sprechen, auch die Eltern des Verstorbenen wollten ins Rathaus kommen. Warum organisiert der Bürgermeister diese Beerdigung? Ja, es ging um die Beerdigung eines Weltmeisters. Einige Monate zuvor hatte diese Gemeinde diesen jungen Mann als Weltmeister in einer anerkannten Sportart geehrt. Die ganze Bevölkerung war dabei, auch ich! Es wurde ihm als "Sohn der Gemeinde" zugejubelt. Aber dann - plötzlich war er tot. Der Bürgermeister und die Vertreter der Sportwelt haben sich verpflichtet gefühlt, diese Beerdigung zu organisieren. Über die Ursache des Todes hat kein Mensch gesprochen, weder bei der Vorbereitung, noch bei der Beerdigung, noch beim Nachruf. Aber jeder wusste, dass der junge Mann Selbstmord begangen hatte. Er konnte den plötzlichen Ruhm und die damit verbundenen vielen Termine nicht verkraften und dann noch die Schule, denn er war noch Schüler. Er hat es einfach nicht geschafft, alles war für ihn zuviel, er hat sich das Leben genommen. Eine große Beerdigung hat er bekommen. Vertreter der Sportwelt aus ganz Deutschland waren anwesend. Niemand hat darüber gesprochen, aber jeder wusste es, dass sich der Verstorbene vor einiger Zeit vom Religionsunterricht abgemeldet hatte.

 

Wir kennen bestimmt Menschen, die im Leben keinen Halt haben, trotz ihres Reichtums, trotz ihrer Berühmtheit. Und, diese Menschen beobachtend, ist es für uns nicht schwer, die Worte Jesu im heutigen Evangelium (Seligpreisung) zu verstehen.

 

Ihr seid glücklicher, als die so genannten Glücklichen! Es kann sein, dass ihr nicht das habt, was die so genannten Glücklichen haben, aber ihr habt vieles, was sie nicht haben. Gesundheit ist wichtig, aber man kann eine Krankheit leichter ertragen, wenn man Menschen um sich hat, die helfen und Nähe schenken. Armut ist schrecklich, aber viele Arme sind viel glücklicher als viele Reiche, denn sie genießen die Nähe der Menschen und die Zeit, von der sie genug haben. Der Prophet in der heutigen Lesung (Jer 17, 7-8) und Jesus im heutigen Evangelium (Lk 6, 20-26) sagen uns: Wer mit Gott lebt, der ist glücklicher als diejenigen, die ohne Gott leben, auch wenn sie alles besitzen, was sich wünschen. Ein Problem, warum viele traurig sind, ist: sie sehen nur das, was sie selber nicht haben und was die anderen besitzen z.B. sehen sie, dass sie kein Geld haben, oder nicht genug haben, die anderen aber vielleicht viel zu viel und darüber sind sie traurig. Aber, wenn man sich einen Überblick verschafft hat und alles aufzählen kann, was man selber hat und die anderen nicht haben, dann kann man die Lage richtig einschätzen. Und gleich wird man sehen, dass man allen Grund hat, glücklich zu sein! Der Prophet Jeremia sagt: Wer mit Gott lebt, der hat allen Grund glücklich zu sein. Er ist wie ein starker Baum, der am Ufer steht und Wasser vom Bach bekommt. Kommen auch Wind und Sturm, ihm passiert nichts. Kommen Hitze und Kälte, ihm passiert nichts. - Viele von uns sind glücklicher als die so genannten Glücklichen, denn vieles was wir haben, haben die anderen nicht, vor allem unser Vertrauen auf Gott, welches die erste und wichtigste Voraussetzung für ein glückliches Leben ist.

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22.02.2004 – Vergebung für alle Menschen?

 

Die Anweisung, die wir im heutigen Evangelium gehört haben über Nächstenliebe und Feindesliebe, kommt von einem, der dies in seinem Leben verwirklicht hat. Wir erinnern uns, wie Jesus für seine Peiniger gebetet hat: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

 

Alle wollen, dass Gott ihnen vergibt. Niemand will von Gott bestraft werden. Alle kommen zu Gott mit der Bitte um Vergebung. Aber, wem sollte Gott vergeben? Nur einigen Menschen? Oder allen? Von der Antwort auf diese Frage, ob Gott allen Menschen oder nur einigen vergeben soll, hängt die Lebenseinstellung, die uns helfen kann, die Worte Jesu zu verstehen, ab. Wenn wir meinen, dass Gott allen Menschen vergeben sollte, dann haben wir keine Chance, mit Rache etwas anzufangen, denn wem Gott vergibt, den dürfen wir nicht bestrafen. Stellen wir uns vor: Sie arbeiten in einer Firma. Sie machen einen Fehler. Sie gehen zum Chef und dieser vergibt ihnen. Dann kommt ein Arbeitskollege, der sie für den Fehler bestrafen möchte. Dass dies nicht geht, das wissen wir. So ist es. Gott will alle Menschen retten und wie können wir dann sagen, dass er nur einige retten darf? Schon der Gedanke an Feindschaft ist nichts anderes, als eine unbewußte Bitte an Gott, nicht alle zu retten, nicht allen zu vergeben. Gott will, dass alle Menschen gleich behandelt werden aber viele Menschen unter uns wollen eine besondere Behandlung. Ein Unterschied zwischen Gläubigen und Ungläubigen: Die Gläubigen versuchen alles aus der Sicht Gottes zu betrachten; die Ungläubigen wollen alles nach ihrem Geschmack sehen, aber immer eigennützig. Die Gläubigen haben Gott immer im Mittelpunkt, aber die Ungläubigen immer sich selber. Die Gläubigen überlassen immer und alles Gott, er soll alles lenken und über alles walten, alles beurteilen und verurteilen. Die Ungläubigen wollen immer alles selber in die Hand nehmen, die Freunde belohnen und die Gegner bestrafen. Die Gläubigen haben die ganze Welt vor sich, mit Gott an der Spitze, die Ungläubigen sehen nur ihre Welt, in welcher alle Menschen nur für sie da sind.

 

Die Einladung des heutigen Evangeliums für Nächstenliebe und Feindesliebe ist nichts anderes, als eine Einladung, an einen Gott zu glauben, der alle Menschen liebt, der zu allen gleich gut ist. Jesus nennt im heutigen Evangelium auch den Grund, warum wir alle Menschen lieben sollten, nicht nur unsere Freunde, indem er sagt: "Denn er ist gütig, auch gegen die Undankbaren und Bösen". Und die Aufforderung heißt: "Seid barmherzig, wie euer Vater ist".

 

Nur aus dem Glauben heraus können wir die Worte Jesu im heutigen Evangelium verstehen, nur aus dem Glauben heraus können wir sie in unserem Leben verwirklichen. Nur um seine Freunde zu lieben - dazu braucht man nicht unbedingt ein gläubiger Christ sein, denn das tun alle; einem Menschen etwas leihen, der es sicher zurückgeben wird, dazu braucht man nicht an Gott zu glauben, denn das tun alle. Bei den Christen muss etwas mehr vorhanden sein, als das, was bei allen Menschen selbstverständlich ist, und dieses "Mehr" heißt: alle Menschen in unsere Liebe einschließen. Es ist nicht so einfach, aber versuchen sollten wir es. Und wenn wir es versuchen, dann wird uns Gott dabei helfen - immer besser zu werden, immer anders zu werden. Und das brauchen wir, das brauchen die anderen auch, das braucht die ganze Welt. Versuchen wir das zu tun, was wir können, aber - versuchen wir es wirklich.

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In diesen Tagen wird richtig gekämpft, um Macht und Einfluss, in vielen Ländern dieser Erde. In zivilisierten Ländern nennt man dies Wahlkampf, in den anderen: Bürgerkrieg, Befreiungsschlacht, Bekämpfen der Terroristen, Unabhängigkeitsbewegung - denn, der Kampf um Macht hat verschiedene Namen und Formen. Auch in zivilisierten Ländern geschieht dies, wenn ein Versuch mit normalen Mitteln scheitert, dann wird versucht, den Gegner mit allerlei Schmutz und Dreck fertig zu machen. Es geht nur um Macht, mit allen Mitteln zur Macht kommen, über andere regieren. Auch in dieser Woche konnte man einiges über solche Machtkämpfe hören, die USA, Russland, Iran und Haiti sind nur einige Beispiele, und dazu noch die bekannten Länder Irak und Israel.

 

In den zivilisierten Ländern geschieht solch ein Machtkampf ohne Blutvergießen, zumindest nicht öffentlich, aber in den anderen Ländern mit Waffengewalt.

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07.03.2004  Gott und Glaube zeitgemäß? Friede und Freude zeitgemäß?

 

 

In letzter Zeit kommt immer wieder vor, dass Eltern bei einem Taufgespräch zu mir sagen, dass sie bei der Taufe die Frage: „Widersagt ihr dem Satan“ nicht gestellt bekommen wollen. -Sie wissen, bei der Taufe, vor dem Glaubensbekenntnis, werden die Eltern und Paten zur Absage des Bösen und dessen Verlockungen aufgefordert. Es gibt verschiedene Formulierungen, aber inhaltlich geht es nur um diese Absage.- Einige Eltern meinen, dass diese Absage nicht zeitgemäß ist, dass, dass man über die Verlockung zum Bösen spricht, nicht zeitgemäß ist. Es ist nicht zeitgemäß, dass man von Sünde spricht. Für einige ist es auch nicht zeitgemäß, dass man über Gott spricht, über den Glauben spricht. Man kann auch feststellen, dass es bei einigen nicht mehr zeitgemäß ist, in Frieden zu leben. Ohne die einen, gibt es die anderen nicht! Entweder sind wir bereit, das Böse in uns - wie wir es nennen und wie wir es formulieren, das kann unterschiedlich sein, es geht auch nicht um die Korrektheit der Formulierung, sondern um die Sache – Ob wir bereit sind, das Böse in uns zu überwinden, den falschen Weg zu verlassen und auf dem Weg, der zu Gott führt, zu gehen. Daran erinnert uns diese Fastenzeit, vor allem die Lesungen des heutigen Fastensonntags.

 

Wie schwer es sein kann, vor allem im alltäglichen Leben, wenn man nach dem Willen Gottes leben möchte, das erzählt uns die Geschichte von Abraham, welche wir in der heutigen Lesung gehört haben.

 

Jahrelang warten - das ist das Problem für viele unter uns. Warten - ohne zu wissen, wann die Verheißung Gottes in Erfüllung gehen wird, ohne irgendwelche Garantien zu bekommen. Wer sich auf das einlässt, was die Welt bietet, für den ist das Endergebnis gleich, z.B. ein gutes Essen: hier sieht man, was man bekommt; oder gute Freunde: hier erfährt man gleich, was sie bedeuten; oder viel Geld: hier braucht man nicht lange warten, um zu wissen, was man damit anfangen kann; aber, wer sich auf die Verheißung Gottes einlässt, der muss warten und warten können. So z.B., wer zu einem Gottesdienst eingeladen ist, der weiß nicht unbedingt gleich, was er davon hat. Und das heutige Evangelium sagt uns, dass es nicht nur um das "Warten" geht, sondern, dass diese Wartezeit es mit dem Kreuz zu tun hat. Das ist hart. Man sieht nicht nur nicht, was man zu erwarten hat, sondern man muss auch leiden. Das Leben eines Gläubigen ist eine Herausforderung und zwar eine große. Bevor alles schön wird, muss man auf den Kreuzweg gehen. Für einige Menschen dauert der Kreuzweg einige Tage, für andere mehrere Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte. Hier fragt man dann, wie Abraham: "Ist dies wirklich Gott, der dies von mir verlangt?" Bei einer Hochzeit denkt man voll Begeisterung und Freude: Gott hat mir diesen Mann/diese Frau gegeben, aber nach einigen Jahren, wenn alles nicht so gut läuft, dann fragt man - oder denkt zumindest: War es wirklich Gott? Bei der Geburt eines Kindes sagt man: Danke Gott, dass du mir dieses Kind geschenkt hast, aber dann, wenn es bei der Erziehung schwierig wird, bei den Kleinen mit kleinen und bei den Großen mit großen Sorgen, dann vergisst man, dass dies alles mit Gott irgendwas zu tun hat. War es Gott, der dies alles von mir verlangte? Will Gott, dass ich so weitermache? Eine eindeutige Antwort werden wir vielleicht nicht bekommen, vielleicht nur eine erneute Verheißung wie bei Abraham: Ich bin bei dir! Die Frage ist nur, ob wir dies glauben können, ob wir auf seine Verheißung vertrauen können. Wenn ja, dann werden wir seine Herrlichkeit sehen, aber vorher? Vorher müssen wir wie Jesus nach Golgotha gehen.

 

Wenn Gott und der Glaube nicht zeitgemäß sind, dann werden auch Friede und Freude nicht zeitgemäß sein.

 

Die Botschaft des heutigen zweiten Fastensonntags können wir in drei Gedanken zusammenfassen:

 

1. Wir müssen Entscheidungen treffen. Wir können nicht alles haben. Wir müssen den Weg des Bösen verlassen, auch wenn er uns Sicherheit bietet und viele angenehme Stunden bescheren würde. Abraham hatte alles, was er brauchte in der Stadt, in der er wohnte. Aber Gott verlangte von ihm, dass er ein neues Leben in einer neuen Stadt beginne. Vieles, auf das wir verzichten müssen, muss nicht unbedingt schlecht oder falsch sein - es könnte eventuell für andere gut sein - aber es kann sein, dass Gott von uns Verzicht verlangt. Hier ist es wichtig, dass wir den Geboten Gottes Achtung schenken. Und dazu sollten wir versuchen, das zu tun, was Gott von uns verlangt.

2. Auf die Frage: Was bekommen wir, wenn wir nach der Anweisung Gottes leben? - lautet die Antwort: Wir werden die Herrlichkeit Gottes sehen! Was Petrus, Johannes und Andreas auf dem Berg Tabor erlebt haben, dürfen auch wir eines Tages erleben.

3. Das, was uns erwartet, werden wir nicht sofort bekommen. Petrus wollte drei Hütten bauen, um das, was sie erlebt haben, für immer festzuhalten. Die Antwort Jesu war: "Nein, vorher muss der Menschensohn leiden". Der Weg zur Herrlichkeit ist ein Kreuzweg. Ab und zu kann dieser schwer sein. Wir erinnern uns, dass Jesus dreimal unter dem Kreuz gefallen ist. Aufstehen, weitermachen und zwar bis zum Tod - das hat Jesus uns vorgelebt und das erwartet er auch von uns. Es wird nicht so einfach sein, aber wenn wir es versuchen, werden wir eines Tages seine Herrlichkeit schauen. Dies alles könnte von einigen als pure "Zukunftsmusik" gedeutet werden, aber in der Tat ist dies die Verheißung Gottes. Wir dürfen und sollten auf Gott vertrauen, denn er hat uns bis jetzt getragen und er wird uns bis zum Ziel führen.

 

Und wir, die wir die weitere Geschichte von Abraham kennen, wissen, dass Gott seine Verheißung erfüllt hat, Abraham wurde der Stammvater eines großen Volkes, aber darauf warten musste er jahrelang.

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