September 1986
Mit und vor Gott
Liebe
Gemeinde,
Herr
Pfarrer Fischer sagte mir vor einigen Wochen, dass ich mich Ihnen in der
Septemberausgabe des Gemeindebriefes vorstellen soll. Das tue ich gerne und ich
möchte betonen, dass ich mich freue, hier bei Ihnen tätig sein zu dürfen. Ich
hoffe, dass Sie davon profitieren werden, zumal ich nächstes Jahr ins berühmte
Schwabenalter komme. Ich heiße George Chelappurath, Sie dürfen mich aber gerne
Pfarrer Georg nennen, da mein Nachname für die meisten schwer auszusprechen
ist. Seit 25. August wohne ich hier in Leingarten im Pfarrhaus. Zum näheren
Kennen lernen haben wir noch viele Gelegenheiten. Sie sind bei mir im Pfarrhaus
immer willkommen. Es stört mich auch nicht, wenn Sie mich anrufen. Ich besuche
Sie ebenfalls gerne einmal zu Hause.
Es
wird Sie interessieren, zu erfahren, woher ich komme. Ich bin aus Indien und
zwar aus dem Bundesland Kerala, wo die meisten Christen sind. St. Thomas, der
Apostel, hat die Kirche in Indien gegründet und seitdem ist sie eine lebendige
Kirche mit ihren eigenen Traditionen. Mein Theologiestudium habe ich in Indien
absolviert und wurde 1972 zum Priester geweiht. Danach war ich 1 1/2 Jahre
Vikar und 8 Jahre Pfarrer in Indien. 1981 hat mich mein Heimatbischof
freigestellt, um hier in der Diözese Rottenburg tätig sein zu können.
Priestermangel ist in unserer Gegend bis jetzt kein Problem, im Gegenteil, es
gibt genug Priester und Ordensschwestern, die auch in anderen Ländern ihren
Dienst tun. Am Anfang habe ich in Deutschland im Goethe-Institut in Schwäbisch
Hall einen Sprachkurs belegt, danach war ich fast 1 Jahr als Vikar in der
Gemeinde Dietenheim, um mich in meine neuen Aufgaben hier in Deutschland
einzuarbeiten. Zuletzt war ich 3 Jahre in Kirchentellinsfurt als Pfarrverweser
tätig, einer Gemeinde mit 2.200 Katholiken, aus drei Gemeinden bestehend.
Im
Pfarrhaus bin ich nicht allein, Schwester Mary Chelappurath, eine Cousine
meines Vaters, unterstützt mich. Sie gehört dem indischen Orden "Herz
Jesu" an. Dieser Orden hat sie freigestellt, um mir bei meiner Arbeit zu
helfen.
Durch
die Erfahrungen in Indien und auch hier in Deutschland habe ich die Hoffnung
auf ein lebendiges Gemeindeleben. Ich nehme an, dass wir alle keine Illusionen
haben, dass auch Sie keine Wunder erwarten. Alle zusammen wollen wir versuchen,
das Gemeindeleben sinnvoll und lebendig zu machen. Wir sind eine Glaubens- und
Gottesdienstgemeinde. Als solche suchen wir keinen oberflächlichen Erfolg,
sondern im Wesentlichen Zufriedenheit und Gewinn für unser persönliches und
gemeinsames Glaubensleben. Um das zu erreichen gibt es keine Wundermittel;
Gemeindedienst ist keine Zauberei. Durch lange, ruhige Zusammenarbeit MIT UND
VOR GOTT erreichen wir, was wir brauchen.
In
dieser Hoffnung grüßt Sie
Ihr
neuer Pfarrer George Chelappurath
Oktober 1986
Mitarbeit
Liebe
Gemeinde,
jetzt
bin ich einen Monat bei Ihnen und ich freue mich, dass ich mich für Leingarten
entschieden habe. In vier Wochen kann man nicht viel erreichen, trotzdem habe
ich mich einigermaßen eingelebt und fühle mich in dieser Gemeinde wohl.
Zunächst möchte ich Ihnen allen ganz herzlich danken für die freundliche
Aufnahme.
Mein
erstes Anliegen ist, dass ich Ihre Hilfe brauche. Unsere Kirchengemeinde
braucht einige Mitarbeiter, die mir in verschiedenen Bereichen der
Gemeindearbeit helfen könnten. Mitarbeiter werden gesucht für den
Besuchsdienst, die Altenseelsorge, Erwachsenenbildung, Jugendarbeit,
Erstkommunion-Vorbereitung, den Firmunterricht, Lektoren-Dienst, Ministranten,
Kirchenchor usw. Wir sind fast 2000 Kirchengemeinde-Mitglieder und eine
Gemeinschaft mit allen Mitgliedern zusammen ist nicht so praktisch und Erfolg
versprechend. Was möglich wäre, ist, dass wir versuchen, die Gemeinschaft in
verschiedenen kleinen Gruppen zu erleben. Dazu brauchen wir Leute, die bereit
sind, solche Einrichtungen zu organisieren. Sie wissen, dass ich Sie noch nicht
so gut kenne. Darum können Sie auch nicht erwarten, dass ich Sie persönlich
ansprechen kann. Meine Bitte ist, dass Sie sich melden und bereit sind, ein
bisschen Zeit für unsere Gemeindeaufgaben zu opfern.
In
den nächsten Tagen brauchen wir einige Frauen und Männer, die bereit sind, in
der Gemeindeleitung Mitverantwortung zu tragen. Herr Pfr. Fischer hat bereits
im Juli-Blickpunkt über die nächste Kirchengemeinderatswahl geschrieben, die am
16. November stattfindet. Wir brauchen geeignete Frauen und Männer als
Kandidaten, die in der Planung und Durchführung des Gemeindelebens mitwirken.
Der Kirchengemeinderat hat die Verantwortung auch für die Zukunft unserer
Kirchengemeinde, denn die Entscheidungen, die er jetzt trifft, haben Folgen in
späteren Zeiten, besonders im Hinblick auf die heranwachsende Jugend. Sie muss
ja durch unser Vorbild in das Glaubens- und Gemeindeleben hineinwachsen. Darum
meine Bitte an Sie alle: Helfen Sie, geeignete Kandidaten zu finden, schlagen
Sie vor, wer zu diesem Amt geeignet wäre. Bitte, nehmen Sie sich ein bisschen
Zeit für unsere Kirchengemeinde. Unser Ziel, eine lebendige Gemeinde zu werden,
müssen wir alle gemeinsam erreichen.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
November 1986
Ihre Stimme
Liebe
Gemeinde,
zunächst
möchte ich mich bei allen unseren Kirchengemeinderatskandidaten ganz herzlich
bedanken, dass sie sich aufstellen ließen. Damit haben sie sich bereit erklärt,
in den Planungen und Entscheidungen mitzuwirken und die Verantwortung
mitzutragen. Nun möchte ich Sie alle, liebe Gemeindeglieder, bitten, sich an
der Wahl am 16. November 1986 zu beteiligen. Ihre Stimme heißt, dass auch Sie
bereit sind, sich im Gemeindeleben aktiv zu beteiligen und diejenigen zu
unterstützen, die sich für ein lebendiges Gemeindeleben einsetzen. Jede Stimme
gibt unseren Kandidaten Mut und Kraft, um ihren Teil in der Verwaltung und
Seelsorge beizutragen. Wie ich erfahren habe, hatte unsere Kirchengemeinde in
der letzten Kirchengemeinderatswahl die zweitgrößte Prozentzahl der
Wahlbeteiligten in unserem Dekanat. Können und wollen wir nicht diesen guten
Ruf behalten?
Nach
den Gottesdiensten am Samstag und Sonntag (15. und 16. November) haben Sie die
Gelegenheit, an der Wahl teilzunehmen. Wer an diesen Tagen nicht ins Wahllokal
kommen kann, hat auch die Möglichkeit einer Briefwahl. Vom Pfarramt können Sie
die Unterlagen für die Briefwahl erhalten.
Auch
auf unser Gemeindefest am 09. November in der Festhalle Leingarten möchte ich
Sie aufmerksam machen. Dieser Tag soll für uns alle ein Tag der Freude sein.
Wir werden uns freuen, dass wir auch zum Essen und um uns zu unterhalten
zusammenkommen können. Eingeladen sind wir alle. Selbstverständlich können Sie
Ihre Nachbarn und Bekannten mitbringen. Sie sollen auch einen Tag der Freude
genießen. Das Programm des Tages und die verschiedenen Angebote erfahren Sie
auf Seite 5 dieses Gemeindebriefes. Mitzuhelfen in der Gestaltung und für
Sachspenden, Kuchen oder Bazarartikel, werden Sie auch gebeten. Der Erlös ist
für unser geplantes Gemeindezentrum bestimmt.
Eine
aktive Teilnahme durch Ihr Mitwirken bereichert das Gemeindeleben und wir alle
gewinnen davon.
Es
grüsst Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Dezember 1986
Weihnachten mit den Augen der Kinder!
Liebe
Gemeinde,
der
erste Adventsonntag ist vorbei. In drei Wochen ist schon Weihnachten. Freuen
Sie sich auf Weihnachten oder sind Sie froh, erst wenn Weihnachten vorbei ist?
Als Kinder hat man sich auf Weihnachten sehr gefreut, auf die Geschenke, auf
das Christkind, auf die Christmette, auf ein Krippenspiel usw. Wenn man älter
wird und vielerlei Verpflichtungen hat, erscheint einem Weihnachten anders. Man
sieht die Vorbereitungsarbeiten: Geschenke einkaufen oder anfertigen, ein
Festessen vorbereiten, allerlei Gutes backen, Christbaum und Wohnungen und Straßen
schmücken und dergleichen. Alles Zeichen der Freude über das Fest. Wenn die
Zeichen der Freude aber einmal nur als Pflicht gesehen werden, und wenn man
vieles tun muss, wenn die Geschenke viele Sorgen machen, verliert Weihnachten
seinen Glanz.
Können
wir nicht, müssen wir nicht Weihnachten wieder mit den Augen der Kinder sehen
und das Fest der Geburt Christi als einen Tag der Freude erleben? Das können
wir, wenn wir Mut haben! "Nein" sagen zu vielen unnötigen Sorgen und
Formalitäten und das Wesentliche ernst nehmen. Gott ist in die Welt gekommen,
um uns zu retten. Seine Geburt bringt uns Freude. Im Advent sollte es uns
möglich sein, mehr von der Heilsgeschichte zu hören, den Kindern von der Geburt
Jesu zu erzählen, ein bisschen mehr zu beten, an mehr Gottesdiensten
teilzunehmen. Auch eine innerliche Vorbereitung auf Weihnachten ist für uns
wichtig, denn dieses Fest soll für uns kein weltliches, sondern ein religiöses
Fest sein. Jesus und die Heilsgeschichte soll der Mittelpunkt des Festes sein.
Wenn wir "0 Du Fröhliche" singen, sollten wir auch innerlich wirklich
froh sein. Mit reinem Herzen wollen wir dem Fest der Geburt Christi begegnen.
Versöhnung mit Gott und den Menschen und Taten der Nächstenliebe gehören zur
Vorbereitung dieses Festes. Die Eltern und Großeltern haben die Aufgabe, ihren
Kindern eine religiöse Einstellung des Festes zu geben.
Ihnen
allen, liebe Gemeindeglieder, möchte ich eine besinnliche Adventzeit und
Weihnachten als Tag der Freude wünschen. Ich freue mich, wenn ich mit Ihnen
allen den Weihnachtsgottesdienst feiern und den menschgewordenen Gott anbeten
und lobpreisen kann.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer