Januar 1995
Jetzt schon auf dem Weg zu Gott
Liebe
Gemeinde,
oft
hören wir die älteren Leute sagen: "Autofahren, das kann ich nur auf den
Strecken, die ich gut kenne, neue Strecken, die schaffe ich nicht mehr!"
Oder, was sagen ältere Personen im Haushalt: "Mit neuen Rezepten kann ich
nicht viel anfangen, was ich kann, das kann ich." In vielen Bereichen ist
es so: Wenn man älter wird, ist es schwer, etwas neu zu beginnen. Viele sagen, dass man den Ort, an dem man
seine "Altentage" verbringen möchte, rechtzeitig aussuchen und dort
Freunde kennen lernen muss, da es sonst dazu zu spät ist. So ist es auch mit
dem letzten Ort unseres Lebens, der Ort bei Gott. Wenn wir ihn nicht früh genug
erkennen, werden wir ihn auch später nicht mehr kennen lernen. Wenn wir im
Leben den Weg zu Gott - durch Gebet, durch Gottesdienst, durch Einhalten der
Gebote- nicht finden, wird es schwer sein, ihn am Ende unseres Lebens zu
erfahren. Der Weg zu Gott beginnt nicht erst wenn der Arzt sagt: "Es geht
nicht mehr, Sie können den Pfarrer für die Krankensalbung holen", sondern
wenn die Hebamme sagt: "Sie haben einen Jungen / ein Mädchen
bekommen", d. h. gleich bei der Geburt.
Ich
kenne Leute, die ihre hochbetagten Eltern nirgendwo alleine hingehen lassen,
aus Angst, sie finden den Weg nach Hause nicht mehr! Aber in die Kirche dürfen
sie alleine gehen, denn diesen Weg finden sie blindlings, denn den Weg, den sie
am meisten in ihrem Leben benützt haben, vergessen sie nicht. Mehrmals habe ich
am Sterbebett erlebt: Die Sterbenden versuchen auf jeden Fall die Hände zu
falten, wenn man das "Vater unser" betet, auch wenn sie ihre eigene
Kinder nicht mehr erkennen. Für sie war Gott das Allerwichtigste, er stand über
allen Menschen und Beziehungen, er bleibt auch bis zum Ende in ihrem
Gedächtnis.
Wir
können uns einigermaßen vorstellen, wie schlimm es sein kann, wenn wir bei
jemandem wohnen müssen, den wir überhaupt nicht kennen, oder noch schlimmer,
den wir gar nicht mögen; und wie schön es sein kann, wenn wir bei dem sein
können, der für uns die ganze Zeit da war, den wir lieben und von dem wir
geliebt werden. Von einem Leben bei Gott wissen wir nichts genaues, aber, dass
es schön sein wird, das glauben wir, denn wir sind bei jemandem, den wir das
ganze Leben gesucht und geliebt haben. Wenn man an Gott glaubt, wenn man an ein
Leben nach dem Tod glaubt, dann ist im Leben das Allerwichtigste, dass man sich
auf die Begegnung mit Gott vorbereitet; und das Schönste ist, dass man mit der
Gewissheit leben darf, dass man eine schöne, glückliche Zukunft hat.
Dass
wir jetzt schon auf dem Weg zu Gott sind, dass wir zu Gott zurückfinden können,
wenn wir uns auf dem Weg zu ihm verirrt
haben, dass wir jeden Tag des neu beginnenden Jahres 1995 auf dem Weg zu Gott
bleiben, das wünsche ich uns allen.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Februar 1995
Herr, du hast Worte des ewigen Lebens"
Liebe
Gemeinde,
früher
hat die Kirchenleitung Leute, die nicht nach den Regeln der Kirche gelebt
haben, von der Kirche ausgeschlossen; "Exkommunikation" war ein
bekanntes Wort in der Kirche. (Nicht nur die Kirche, auch andere Gruppen, wie z.B.
Vereine und Parteien taten und tun dies immer noch, keiner kann Mitglied sein,
ohne bestimmte Regeln einzuhalten.) Aber, heute tut die Kirche so etwas sehr
selten, "Exkommunikation" ist ein selten benütztes Wort. Als ein
Argument gegen die Exkommunikation wird angegeben: wenn man in der Kirche
bleibt, ist es leichter, wieder neu zu beginnen, als wenn man draußen ist; man
sollte die Möglichkeit wieder neu zu beginnen nicht blockieren. Man hat aber auch Argumente für die
Exkommunikation. Die Erfahrung zeigt, dass ein die Ordnung nicht einhaltendes
Mitglied mehr Schaden anrichtet, als ein Gegner außerhalb; ein gleichgültiger
Christ in der Familie ist schädlicher für den Glauben der Kinder, als ein
Atheist in der Nachbarschaft.
Wenn
man die Berichte der Medien in der letzten Zeit beobachtet, bekommt man den
Eindruck, dass sie die Aufgaben der Exkommunizierung übernommen haben. Nicht die Kirchenleitung muss heutzutage die
nicht praktizierenden Christen von der Kirche ausschließen, sondern die Medien
helfen ihnen mit ihren ermutigenden Bemerkungen, sich selbst dafür zu
entscheiden. Uns allen ist schon lange bekannt, dass sich ganz selten ein
praktizierendes Religionsmitglied aus der Gemeinschaft entfernt. Das kann man
bei den Christen, Hindus, Moslems, Juden, Buddhisten usw. feststellen. Auch ein
Übertritt in eine andere Religion ist sehr selten bei einem überzeugten
Religionsmitglied. In den letzten zehn Jahren ist in Leingarten kaum jemand aus
der Kirche ausgetreten, der mindestens einmal im Jahr in der Kirche war und in
der Gemeinschaft der Gläubigen mitgebetet hat.
Man
sollte sich nicht durch die Medien beirren lassen. Niemand behauptet, dass wir
als Kirche eine ideale, fehlerfreie Gemeinschaft sind. Kirchensteuer - ja oder
nein - es geht in unserem religiösen Leben um mehr. Es geht nicht um die
Leistung der Kirche, wie z.B. was die bezahlten Verantwortlichen der Kirche für
die anderen Mitglieder tun, sondern darum, was wir als Gemeinschaft der
Gläubigen -eine Gemeinschaft, die um Jesus versammelt ist- für uns und für
andere tun können. Wenn man nur die Kirchensteuer als Pflicht sieht und eine
kirchliche Beerdigung als einzige Erwartung von der Kirche hat, kann man in ihr
keine Freude erleben und für sie keinen Sinn entdecken. Ein Außenstehender, der
die Kirche nicht gut kennt, sieht vielleicht nur die Kirchensteuer und ein paar
Amtshandlungen, aber wer die Kirche näher kennt, sieht in ihr viel mehr; hier
geht es um den Glauben und um ein Leben nach dem Glauben, in der Gemeinschaft
der Gläubigen.
Auch
zu der Zeit von Jesus hat es Menschen gegeben, die sagten: "Was er sagt,
ist unerträglich. Wer kann das
anhören?" (Joh 6,60) und daraufhin Jesus verlassen haben. Aber, es gab
auch Menschen wie Petrus, die sagten: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du
hast Worte des ewigen Lebens" (Joh 6,68). Auch heute gibt es Menschen, die
meinen, dass die Lehre der Kirche unannehmbar ist und es gibt andere, die in
den Anweisungen der Kirche den Weg zu einem erfüllten Leben gefunden haben. Die
Frage ist nur: Zu welcher Gruppe möchte ich gehören, mit welcher Einstellung
meine Kinder erziehen?
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
März 1995
Glauben konsequent leben
Bei
der Führerscheinprüfung sagte mir der Prüfer, als ich einen kleinen Fehler
machte: "Sie machen den Führerschein nicht nur für Laupheim (es war in Laupheim,
einer Kleinstadt) sondern für Stuttgart oder Frankfurt". Mir war gleich
klar, was er damit sagen wollte: Ich sollte vorbereitet sein auch für
schwierige Situationen im Straßenverkehr. Aber nicht nur für das Autofahren,
sondern in vielen anderen Bereichen unseres Lebens hat dies Gültigkeit. So
erziehen wir z.B. unsere Kinder nicht nur für eine schöne Zeit, nicht nur für
eine Wohlstandsgesellschaft, nicht nur für gesunde Zeiten, sondern auch für unangenehme, enttäuschende Erlebnisse,
für Zeiten der Krankheit, und auch für den Tod und ein Leben danach.
Am
11. März werden 33 Jugendliche aus unserer Gemeinde das Sakrament der Firmung
empfangen und am 23. April ist die Erstkommunion für 23 Kinder. In vielen
Gesprächen mit den Jugendlichen und Kindern konnte man ihre Probleme und
Eindrücke mit dem Glaubens- und Gebetsleben erkennen, so z.B.: "Ich wäre
gerne in die Kirche gekommen, aber ich darf sonntags nicht früh aufstehen, denn
meine Eltern wollen weiterschlafen"; "Ich komme in die Kirche, weil
mein Vater und mein Bruder gehen und sie überreden mich mitzugehen, und ich
gehe mit und ich finde es gut"; "Wenn Oma kommt, beten wir vor und
nach dem Essen, sonst tun wir es nie"; "Meine Mutter geht nicht,
darum gehe ich auch nicht in die Kirche"; "Ich finde es toll, dass
ich mehr über Gott erfahren und im Gebet mit ihm sprechen kann" - was die
Jugendlichen und Kinder über ihre religiösen Erfahrungen aufgeschrieben haben,
sollte uns nachdenklich machen. Bei den Erstkommunionkindern kann man feststellen,
dass sie mit Begeisterung dabei sind, auch wenn sie nicht alles verstehen. Sie wollen alles mitmachen und
haben auch Freude am Glaubensleben; traurig sind sie, wenn sie seitens der
Eltern nicht mitmachen können. Bei den Jugendlichen ist es etwas anderes, sie sind
froh, dass ihre Eltern ihre Bequemlichkeit unterstützen, unter dem Vorwand der
religiösen Freiheit, obwohl sie wissen, dass es hier nicht um Freiheit geht,
sondern nur um die Beruhigung des schlechten Gewissens der Eltern.
Man
kann auch feststellen, dass viele Eltern zuhause mit ihren Kindern nicht über
religiöse Themen sprechen möchten. Nicht, weil sie es nicht für notwendig
halten, sondern, weil sie davor einfach Angst haben. Kinder denken logisch:
redet man über das Gebet, kommt gleich die Frage: "Betest Du,
Mutti/Vati?" Wenn ich mit ihnen über die Beichte spreche, ist die erste
Frage nicht über die Vollmacht, Sünden zu vergeben, oder über das
Beichtgeheimnis, sondern als allererstes fragen sie: "Beichten auch
Sie?" Alle weiteren Erklärungen haben nur dann einen Sinn, wenn ich mit
einem "Ja" antworte und aus eigener Erfahrung sagen kann, wie gut es
sein kann, wie es uns hilft und beruhigt, aber auch wie schwer es ab und zu
ist, sich zu überwinden und Schuld einzugestehen.
Es
kann sein, dass Religion nicht so wichtig dafür ist, eine gute Stelle zu
bekommen, aber für das Leben ist sie sehr wichtig. Wir und unsere Kinder
brauchen den Glauben, um schwierige Situationen des Lebens meistern zu können.
Es ist sehr erfreulich, dass wir in unserer Gemeinde Menschen haben, die ihren
Glauben konsequent leben. Sie reden mit ihren Kindern über Gott, sie zeigen,
wie wir auf seine Hilfe angewiesen sind, sie lehren ihren Kindern, wie man Gott
danken sollte und sind Beispiel dafür, indem sie mit ihnen nach dem Glauben
leben. Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen gute Beispiele, und wir alle
sind aufgefordert, sie ihnen zu geben.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
April 1995
In Reue zu unserem Gott zurückfinden
Liebe
Gemeinde,
vier
Wochen der Fastenzeit sind nun vorüber. Wie und wo haben wir die Merkmale
dieser Zeit gespürt? Wer in diesen Tagen die Gottesdienste mitgefeiert hat,
wurde mehrmals an das Ziel des Lebens erinnert und hat den Ruf zur Umkehr
gehört.
Ich
erinnere mich an zwei biblische Gestalten, wenn ich an Buße und Umkehr denke,
nämlich an Herodes, der Johannes den Täufer, der ihn kritisiert hatte,
umbringen ließ, und an David, der, nachdem der Prophet Nathan ihn kritisiert
hatte, sein Leben änderte.
Herodes
ließ Johannes festnehmen und in Ketten ins Gefängnis werfen, weil er zu ihm
gesagt hatte: "Du hattest nicht das Recht, sie (Herodias, die Frau seines
Bruders Philipus) zur Frau zu nehmen". Wie die Sache weiterging, kennen
wir: Herodias hat durch ihre Tochter Johannes umbringen lassen. Nun ist der
Kritiker weg vom Fenster, der Sünder bleibt in der Sünde und lädt noch mehr
Schuld auf sich.
Die
andere Geschichte ist von David. Er hat einen großen Fehler gemacht: Er nahm
Batseba, die Frau seines Soldaten Urija, zu sich und als diese schwanger wurde,
lockte er ihren Mann während eines Krieges in eine Falle und ließ ihn so
umbringen. Daraufhin erzählt ihm Natan folgende Geschichte: "In einer
Stadt lebten einst zwei Männer, der eine war reich, der andere arm. Der Reiche
besaß sehr viele Schafe und Rinder, der Arme aber besaß nichts außer einem einzigen
kleinen Lamm, das er gekauft hatte. Er zog es auf, und es wurde bei ihm
zusammen mit seinen Kindern groß. Es aß von seinem Stück Brot, und es trank aus
seinem Becher, in seinem Schoß lag es und war für ihn wie eine Tochter. Da kam
ein Besucher zu dem reichen Mann, und er brachte es nicht über sich, eines von
seinen Schafen oder Rindern zu nehmen, um es für den zuzubereiten, der zu ihm
gekommen war. Darum nahm er dem Armen das Lamm weg und bereitete es für den
Mann zu, der zu ihm gekommen war. Da geriet David in heftigen Zorn über den
Mann und sagte zu Natan: So wahr der Herr lebt: Der Mann, der das getan hat,
verdient den Tod.... Da sagte Natan zu David: Du selbst bist der Mann" (2
Sam 12,1-7) und erklärte ihm, wie Gott mit ihm gut war, was alles Gott ihm gegeben
hat. "Darauf sagte David zu Natan: Ich habe gegen den Herrn
gesündigt" (2 Sam 12,13). Er hat seine Schuld eingestanden und Gott um
Vergebung gebeten und so bei ihm wieder Gefallen gefunden.
Zwei
Geschichten, zweierlei Reaktionen den eigenen Fehlern gegenüber. Wie verhalten
wir uns, wenn es um unsere Sünden geht? Sollten wir die Einstellung der Kirche
abschaffen, die Gebote Gottes ablehnen, den Papst als altmodisch abstempeln,
den Begriff "Sünde" aus unserem Wortschatz streichen und leben wie
wir wollen, wie es im Falle des Herodes war, oder sollten wir unsere Schuld
zugeben und versuchen unser Leben zu ändern, so wie David es gemacht hatte?
Glücklich sein können wir nur, wenn wir in Reue zu unserem Gott zurückfinden.
Noch
ein paar besinnliche Tage vor Ostern wünscht Ihnen
Ihr
Pfarrer, George Chelappurath
Mai 1995
Gott hat die entscheidende Stimme
Liebe
Gemeinde,
stellen
wir uns eine Grundschulklasse vor: der Lehrer kommt in die Klasse, er ist gut
gelaunt, das spüren die Kinder. Sie nehmen sich spontan die Freiheit zu sagen:
heute machen wir Spielstunde! Der Lehrer lächelt nur. Er ist dabei das
Lehrmaterial aus seiner Tasche zu packen. Ein Junge ruft: "Abstimmung: Wer
ist dafür, dass wir nun spielen?" Alle Hände gehen nach oben. "Wer
ist dagegen?" Nur der Lehrer streckt. "23 gegen 1 - Sie haben
verloren, Sie haben keine Chance gegen uns". Der Lehrer lacht nur und als
er die Schüler auffordert, eine bestimmte Seite im Lehrbuch aufzuschlagen, tun
sie es ohne zu murren und beginnen einfach zu lernen. Obwohl vieles in der
Klasse nach demokratischem Stil geregelt wird, obwohl der Lehrer ab und zu nach
der Meinung der Kinder fragt und sie respektiert, wissen die Kinder trotzdem, dass
nicht alles in der Klasse nach der Mehrheit entschieden wird. Die Entscheidung
liegt letztendlich bei den Verantwortlichen.
Szenenwechsel:
Man plant in der Familie den nächsten Urlaub! Die drei Kinder schlagen die
Kanarischen Inseln vor und zwar für 2 Wochen. Der Vater lehnt ab: "Wir
müssen dieses Jahr sparen, da wir unser Haus renovieren". Die Mutter
schweigt dazu. Soll die Sache nun durch Abstimmung - 1 gegen 3 mit einer
Enthaltung geregelt werden, oder gilt das letzte Wort von dem, der finanzieren
soll?
Man
ist im Krankenhaus: der Arzt schlägt eine Operation vor und zwar schnellstens.
Sollen in diesem Fall die Angehörigen kommen und abstimmen, mit oder gegen den
Arzt, oder die Entscheidung einfach dem Fachmann überlassen?
Demokratie,
die Entscheidung nach Mehrheit, ist etwas Gutes, aber können wir sie Überall
einsetzen? Wenn die Entscheidung nicht mehrheitlich ist, dann bedeutet es nicht
unbedingt, dass man diktatorisch ist; es kann auch Verantwortung oder
Fachkenntnis bedeuten. In vielen Bereichen sollten die Fachleute die
Entscheidung treffen. Wenn man hört, dass jemand, der weder die Bibel noch ein
religiöses Buch gelesen hat, der keine Ahnung über die Lehre, die Einstellung
und das Ziel der katholischen Kirche hat, ein Schreiben des Papstes kritisiert
(kritisieren kann man alles, Meinungsfreiheit!), dann sollte man sich nicht
darüber ärgern, denn der Kritiker hat gar keine Ahnung, welche Verantwortung
der Papst hat und wie er mit Fachleuten aus aller Welt und auf allen Gebieten
zusammenarbeitet.
Hat
auch Gott nur eine Stimme, oder die entscheidende Stimme, wenn es um unser
Leben geht? Dürfen wir Menschen über alles entscheiden: wer leben darf und wie
lange; wann jemand umgebracht werden darf, in welchem Zustand der Krankheit, in
welchem Monat des Lebens? Wir Menschen haben nicht das absolute
Entscheidungsrecht über alles, denn wir haben das Leben, diese schöne Welt und
alles darin von unserem Gott als Geschenk bekommen. Es gibt Bereiche, in denen
wir Menschen selbst entscheiden können, aber es gibt auch Bereiche, in denen
Gott das entscheidende Wort spricht.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Juni 1995
"Fürchte dich nicht, denn ich bin mit bei dir
Liebe
Gemeinde,
angstzustände
sind uns nicht fremd: die Angst vor dem Alleinsein, vor Dunkelheit, vor
Prüfungen, Arbeitslosigkeit, Verlassenwerden vom Partner, die Angst vor
Krankheit, vor Pflegebedürftigkeit usw. Man beobachtet diesen Zustand bei allen
Altersstufen, bei allen Gesellschaftsschichten, bei allen Bildungsstufen, bei
Wissenschaftlern, Wirtschaftsexperten, Politikern und auch bei den in der
Kirche Engagierten.
Diese
Angstsituationen sind nicht grundlos, denn man kann manches voraussehen. Beim
Planen und Kalkulieren wird es deutlich, wie begrenzt die Möglichkeiten sind.
Wenn man nur sich selber kennt, kann man nichts anderes sein als ängstlich,
denn zwischen Ziel und Können besteht meistens ein großer Abstand.
Viele
Eltern sagen zu ihren kleinen Kindern: "Du brauchst keine Angst zu haben,
wir sind bei Dir!" Wird das Kind dann älter, merkt es in den meisten
Fällen selbst, dass die Eltern es nicht ausreichend schützen können, denn es
hat in der Zwischenzeit z.B. vom Dinosaurier gehört, Bilder von Elefanten und
Walen gesehen, welche stärker sind als seine Eltern. Das Kind hat vielleicht
Filme mit oder von Dämonen gesehen, und denkt, gegen solche Mächte sind auch
die Eltern machtlos. Ebenso weiß es, dass die Eltern es nicht gegen Einbrecher,
welche in der Nacht kommen, schützen können, weil sie schlafen. Das "Ich
bin bei Dir" von den Eltern, hilft nur auf ganz kleinen Gebieten und auch
nur in den ersten Jahren des Lebens. Es gibt nur einen, der mit seiner
Zusicherung "Ich bin da" unsere Ängste vertreiben kann. Auf IHN vertrauen, das sollten unsere Kinder,
wie auch wir, lernen, denn wer auf Gott vertraut, der hat auf Fels gebaut. Wenn
wir und unsere Kinder wissen, dass Gott bei uns ist, dass er alles sieht und dass
er auf uns aufpasst, dann können wir ohne Angst leben, denn er ist mächtiger
als alle Lebewesen, als alle Kräfte dieser Welt.
Unser
Gott, der uns geschaffen hat, der uns alles dafür gegeben hat, um hier auf
dieser Erde ein menschwürdiges Leben zu führen, der sagt uns: "Fürchte
dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du
gehörst mir. Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch
Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du
nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen. Denn ich, der Herr, bin dein
Gott, ich der Heilige Israels, bin dein Retter" (Jes 43, 1-3).
"Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir, hab keine Angst, denn ich bin
dein Gott. Ich helfe dir, ja, ich mache dich stark, ja, ich halte dich mit
meiner hilfreichen Rechten (Jes 41,10). Können wir unseren Kindern diese
Zusicherung Gottes weiter vermitteln?
Der
Gedanke, dass Gott uns kennt, dass er uns helfen kann, dass er mächtiger ist
als alle Feinde unseres Lebens, schafft die Probleme nicht aus der Welt. Dieses
Vertrauen macht uns nicht unbedingt reich, nicht immer gesund, aber es beruhigt
uns, hilft uns, mit Gelassenheit durchs Leben zu gehen. Wer allein auf sich
vertraut, der lebt in Illusionen, erlebt Enttäuschungen und verfällt zum Schluss
in Hoffnungslosigkeit.
Die
Lebenserfahrung zeigt uns: mehr als Beruhigungspillen, mehr als die vielen
Beratungsstellen, mehr als die Menschen um uns herum, kann das Vertrauen auf
Gott uns helfen, ohne Angst weiterzuleben.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Juli 1995
Wie kann ich meinen Glauben weitergeben
Liebe
Gemeinde,
machen
Sie sich Sorgen um die Kirche? Denken Sie manchmal darüber nach, wie sie in
Zukunft aussieht, organisiert und geleitet wird, wie viele ihr treu bleiben
werden? Wenn man früher von Missionierung oder Evangelisierung gesprochen hat,
redet man heute von Werbung, Werbung für die Kirche, Werbung für den Glauben.
Ja,
man muss für den Glauben werben! Aber, wie soll diese Werbung aussehen? Wollen
wir den Prominenten der Werbeagenturen diese Aufgabe übertragen? Soll in der
Zukunft anstatt der Hirtenbriefe der Bischöfe und der apostolischen Schreiben
vom Papst, Werbung für die Kirche von prominenten Fernseh-Moderatoren eingeführt werden? Soll die Kirche einen
großen Teil ihrer Kirchensteuer für Plakate und Werbung ausgeben? Werbung für
die Kirche muss sein, aber sie soll nicht das sein, was die Wirtschaftsexperten
daraus machen oder vorschlagen. Die Werbung in der Kirche und für die Kirche ist anders.
Wie
der Apostel Petrus zum Glauben kam, wird uns im Johannesevangelium erzählt:
"Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die das
Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst
seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Er führte
ihn zu Jesus" (Joh 1,40-41). Andreas bringt Simon zu Jesus. Die Einladung,
die Jesus den beiden Jüngern des Johannes gegeben hat, nämlich: "Kommt und
seht!", wird von ihnen an Simon weitergegeben: Wir haben den Messias
gesehen, auch Du kannst kommen und ihn sehen.
Die
meisten von uns können bestätigen, dass sie nicht mit dem Lesen im kleinen
Katechismus von damals, nicht aus religiösen Büchern heraus angefangen haben an
Gott zu glauben, an Jesus zu glauben, sondern durch die Anregung oder durch die
Beispiele von Menschen, die sie kannten und die sie davon überzeugten, dass sie
mit ihrem Glauben, mit dem Leben aus dem Glauben glücklich waren.
Was
in der Kirche fehlt, ist nicht die Werbung, denn davon haben wir mehr als
genug. Wir brauchen nur die Zeitung aufzuschlagen oder die vielen Plakate, welche
die verschiedenen Institutionen und Einrichtungen der Kirche aushängen, zu
betrachten. Hier geben sie bekannt: in wie vielen karitativen Aktivitäten die
Kirche tätig ist, wie viele Millionen für bedürftige Menschen gesammelt und
weitergegeben werden, etc. Aber, man muss immer wieder fragen, ob die Werbung
wirklich für den Glauben ist oder für die Beibehaltung von Macht und Ansehen.
Auch Menschen, die mit der Kirche nichts zu tun haben, machen Werbung für die
Kirche - die Geschäftsleute in den Wallfahrtsorten, die Leute, die religiöse
Gegenstände verkaufen, die Verlage, die die Bibel oder andere religiöse Bücher
verkaufen usw. Aber wir wissen, dass diese Werbung nicht für Jesus, sondern für
die eigene Tasche ist. Die Werbung, die der Apostel Andreas gemacht hat, war
keine Werbung für sich selber, sondern für Jesus. Jesus war der Mittelpunkt.
Anstatt
immer wieder zu fragen, wie man um mehr Leute für die Kirche werben kann, wie
man Kirchenaustritte verhindern kann, sollte man sich selber fragen: Wie kann
ich meinen Glauben (vorausgesetzt, dass ich einen Glauben habe) an meine Kinder
und an die, mit denen ich etwas zu tun habe, weitergeben?
Was
Jesus braucht, was die Kirche braucht, ist nicht noch mehr Werbung, sondern
Menschen, die sagen können: Ich habe mit der Kirche, mit der Heiligen Messe,
mit dem Empfang der Sakramente, mit dem Lesen in der Bibel, mit dem Gebet usw.
sehr gute Erfahrungen gemacht, ich kann es nur weiterempfehlen. Haben wir in
Leingarten Leute, die dies sagen können? Wenn ja, wie viele? 10 oder 100 oder
mehr? Kennen Sie welche, die unbedingt und nicht nach Lust und Laune für die
Sache Jesu eintreten? Die ohne Bedingungen für Jesus sind und seine Forderungen
erfüllen? Wer von uns gehört dazu?
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
August & September 1995
„Wohlverdienter Urlaub oder
aufopferndes Leben?“
Liebe Gemeinde,
den Ausspruch vom
"wohlverdienten Ruhestand" kennen wir. Nach vielen Jahren im Arbeitsleben
steht es jedem zu, sich vom Stress der Arbeit auszuruhen. Ist der Urlaub oder
sind die Ferien auch wohlverdient? Jeder Mensch hat das Recht auf Ruhe und
Erholung - jeden Tag einige Stunden, in der Woche mindestens einen Tag und
jedes Jahr ein paar Wochen - obwohl viele dieses Recht nicht verwirklichen
können, gleichgültig aus welchen Gründen auch immer.
Wie man seine Freizeit
gestaltet, das ist unterschiedlich. Was man sich in den Ferien leisten kann,
ist nicht nur davon abhängig, welchen Beruf man hat und wie viel man verdient,
sondern auch davon, ob man Kinder hat, oder ob man von den Eltern etwas geerbt
hat. Hat jemand z.B. ein Haus schlüsselfertig von den Eltern bekommen und hat
keine Kinder, dann kann derjenige in den Ferien mehr unternehmen als jemand,
der mit eigenem Verdienst eine Wohnung gekauft hat und zwei oder drei Kinder
erziehen will.
Als die Kinder in der
Schule über ihre Ferienziele Griechenland, Spanien, Italien etc. gewetteifert
haben, hat ein Junge stolz zu mir gesagt: "Wir bekommen demnächst ein
Baby, deshalb fahren wir nicht weg!" Meistens sieht unsere Gesellschaft
diejenigen mit etwas Achtung und Neid an, die jedes Jahr große Reisen unternehmen
und dies oder jenes in aller Welt erleben können. Mehr Respekt und Anerkennung
verdienen aber die Leute unter uns, die wegen Kindererziehung oder Pflege der
kranken und alten Angehörigen zuhause bleiben. Schön ist es, wenn man im Urlaub
viel erleben und unternehmen kann, schön ist es aber auch, wenn man um anderen
Menschen zu helfen oder um eine eigene Existenz aufzubauen, auf vieles in den
Ferien verzichtet.
Eines dürfen wir aber nicht
vergessen: es ist nicht selbstverständlich, dass wir so viele arbeitsfreie Tage
haben und genug Geld, sie so zu gestalten, wie wir es wollen, denn es gibt
viele Menschen, die mehr arbeiten als wir und denen es trotzdem nicht so gut
geht wie uns. Für das was wir haben und können sagen wir Gott ein DANKE, bevor
wir dies und jenes planen und unternehmen, und unseren Kindern und Enkelkindern
dabei helfen, eine dankbare Einstellung zum Leben zu bekommen, anstatt alles
als selbstverständlich anzusehen.
Uns allen wünsche ich erholsame
Ferien.
Es grüßt Sie
George Chelappurath,
Pfarrer
Oktober 1995
"Sonntag - Tag des Herrn"
Liebe
Gemeinde,
es
ist nicht mehr selbstverständlich, dass der Sonntag für alle Menschen der
"Tag des Herrn" ist, der geheiligt werden sollte. Dass alle
mindestens einen Tag in der Woche als "freien Tag" haben wollen, in
dem man nicht arbeitet, oder arbeiten soll, ist klar.
Je
nachdem welche Religionsgruppe in einem Land stark vertreten ist, welche Kultur
man dort pflegt, ist es unterschiedlich, welcher Tag in der Woche in Frage
kommt. In den meisten Ländern haben sich die Menschen aber für den Sonntag
entschieden, wobei man den Einfluss des Christentums nicht verleugnen kann.
Die
Feier- bzw. Frei-Tagskultur ist nicht nur von Land zu Land, von Religion zu
Religion verscheiden, sondern jede Familie hat ihren eigenen Stil für die
Gestaltung dieses freien Tages. Einige nehmen ihn als Tag des Ausschlafens, die
anderen als Besuchstag, Ausflugstag usw. Für viele aber ist er ein Familientag.
Es
gibt einige Familien in unserer Gemeinde, die den Sonntag konsequent nach der
Lehre der christlichen Religion gestalten. Für sie ist es selbstverständlich, dass
sie nach dem gemeinsamen Frühstück den Gottesdienst besuchen. Danach haben sie
dann viel Zeit, dies oder jenes zu unternehmen, um den Zusammenhalt der Familie
zu pflegen und zu stärken.
Je
mehr Menschen in unserer Umgebung, die von der christlichen Lehre wenig Ahnung
haben, für die Freizeitbeschäftigungen verantwortlich werden, desto mehr werden
die Kinder und Jugendlichen von der christlichen Kultur entfremdet. Die meisten
sind sich dessen nicht bewusst; darum sollten die Eltern bei der Planung
mitreden und den Verantwortlichen das Gebot Gottes nahe legen.
Wir,
als Einzelne und als Gemeinde, sollten für den Sonntag ein Programm haben, das
nicht nur für Unterhaltung, geistige und körperliche Entwicklung und
zwischenmenschliche Beziehung sorgt, sondern auch für die Integrität der
Familie und der Dankbarkeit Gott gegenüber Rechnung trägt.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
November 1995
Wir sind auf dem Weg zu unserem Gott
Liebe
Gemeinde,
die
Feiertage im Monat November sollten uns helfen, unseren Blick auf das
Wesentliche zu lenken, denn was man heutzutage zu hören bekommt, sind meistens
Diskussionen über oberflächliche Dinge, wie z.B. Verwaltung, Vorsitz usw. Die
für unser Leben wichtigen Einstellungen und Anregungen aber kommen dabei zu
kurz.
Ich
habe vor einiger Zeit folgendes erlebt: Ein Mann war krank. Die Tochter war,
als es um die Pflege ging, mit dem Geld geizig. Sie war der Meinung, dass sie
selber das Geld besser brauchen könnte; warum sollte man es für einen alten
Mann verschwenden. Nach einiger Zeit war der alte Mann tot. Die Tochter hat
alles geerbt, mit dem Geld, hat sie sich schön eingerichtet. Dass sie selber
aber schon 71 Jahre alt war, wollte sie nicht wahrhaben und als plötzlich der
Tod zu ihr kam (9 Monate nach dem Tod ihres Vaters), musste sie alles, was sie durch ihren Geiz
vom Vater genommen hatte, hergeben.
Wenn
der Monat November uns dazu anregen könnte, zu begreifen, dass wir vieles, was
wir bekommen, nur kurze Zeit benützen können?
Wenn
man das Leben von einigen Menschen beobachtet, stellt man automatisch die
Frage: "Warum leben diese Menschen?" Essen, Trinken, Arbeiten, Urlaub
machen - wozu dies alles? Sie wissen es
selber nicht und fragen auch nicht danach. Aber andere, die dieses Leben
beobachten, fragen: "Warum leben diese Menschen so sinnlos, so
ziellos?" Ziellos kann man eigentlich nicht sagen, denn ein Ziel hat jeder
Mensch, aber welches? Viele wissen dabei nicht, dass das Ziel, das sie haben, nicht
das eigentliche Ziel des Lebens sein kann.
Immer
wieder sollten wir an unsere Berufung denken und an die Aufgabe, die wir von
Gott bekommen haben, hier auf dieser Erde zu erfüllen: Aufgaben in der Familie,
Aufgaben in der Gesellschaft. Wir sollten diese Aufgaben als Auftrag Gottes
annehmen; wir sollten wissen, wohin die Reise führt - zu Gott. Wir sollten
lernen, wie wir leben sollen: wir haben die Anweisung Gottes, die Gebote
Gottes. Uns sollte klar sein, dass wir nicht alles tun dürfen, sondern nur das,
was Gott uns erlaubt, denn wir sind nicht Herr unseres Lebens, sondern
Beschenkte Gottes. Das Ziel unseres Lebens ist nicht nur, ein paar Mark zu
verdienen, möglichst viel zu leisten und zu genießen, was die Welt uns zu
bieten hat, sondern, wir sind auf dem Weg zu unserem Gott.
In
den kommenden Tagen des Monates November werden wir an jene denken, die diesen
Weg schon vollendet haben. Wir selbst stehen
noch auf der Warteliste. An welcher Stelle? - das wissen wir nicht. Wir
sollten dieses wichtige Thema nicht verdrängen. Was nützt es uns, wenn wir so
viele gute Ideen haben, wie man die Kirche erneuern kann; was nützt es uns wenn
wir genaue Vorstellungen davon haben, wie eine Kirche zeitgemäß aussehen soll,
aber wir selber das von Gott für uns eingesetzte Ziel nicht erreichen?
Ich
wünsche uns allen, dass wir unser Leben so gestalten, dass wir jederzeit bereit
sind, uns von dieser Erde zu verabschieden und zu unserem Gott zu gehen.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Dezember 1995
Verschiedene Stufen des Glaubens
Liebe
Gemeinde,
"Ich
glaube schon" - diesen Spruch haben Sie bestimmt des öfteren gehört.
Leute, die uns mit diesem Ausspruch begegnen, wollen mit der Amtskirche nicht
viel zu tun haben, Kirchenordnungen können sie nicht leiden, die Gebote Gottes
- aus ihnen suchen sie die aus, die für ihr Leben angenehm sind und die von
ihrem Leben keine Änderung verlangen. Wenn es um den Glauben geht, sagen sie:
"Ich glaube schon", aber eine bestimmte Form der Religion, die wollen
sie nicht; denn jede Religion verlangt von ihren Anhängern bestimmte Lebenseinstellungen
und die Einhaltung einiger Regeln. Wenn es um die Religion geht, sagen sie:
"Ich brauche keine Religion, ich habe meine eigene".
"Ich
glaube schon" - muss nicht unbedingt eine negative Bedeutung haben; es
kann auch der Beginn des Glaubens sein: Ich glaube, dass es einen Gott oder ein
höheres Lebewesen gibt, das für Einiges - wenn nicht für alles- in der Welt
verantwortlich oder zuständig ist. Obwohl einige von sich behaupten, dass sie
über allem stehen und sie darum nicht alles glauben können und wollen, ist die
Tatsache, dass sie, wenn sie nur soviel glauben, sich in der Vorstufe des
Glaubens befinden. Ob man damit zufrieden sein kann, das ist eine andere Frage.
In allen Bereichen des Lebens kann man Menschen begegnen, die nur mit einem
Minimum-Wissen oder einer Minimum-Ausbildung zufrieden sind, oder die einfach
nicht mehr können. So ist es auch in der Religion - es gibt Menschen, die nur
mit einem Minimum an Glauben leben. Man sollte aber versuchen, weitere Stufen
des Glaubens zu erreichen, oder zumindest kennen zu lernen.
Dass
es verschiedene Stufen des Glaubens gibt, kann man bei den Glaubenden
feststellen: einige glauben nur an ein höheres Lebewesen, andere an den
allmächtigen Gott und wieder andere an einen rettenden und liebenden Gott. So
wie jede Ausbildung, jedes Lernen anstrengend ist, so ist es auch der Glaube.
Jeder sollte versuchen, durch Lernen, durch Beobachten von Menschen und Natur
und vor allem durch das Gebet, im Glauben zu wachsen. Aber, kein Mensch kann
von sich aus, nur durch sein Suchen und Nachforschen alles über Gott erfahren,
denn Gott steht über allen menschlichen Kategorien. So gesehen ist das, was
Philosophen oder Wissenschaftler über Gott sagen, zu wenig.
Es
gibt Religionen, die an die Offenbarung Gottes glauben. Sie wissen mehr, als
das, was der Mensch durch logisches Denken über Gott erfahren kann. Wir
Christen glauben, dass Gott sich den Menschen geoffenbart hat, dass er nicht
nur durch seine Propheten zu uns gesprochen hat, sondern, dass er selber auf
die Welt kam. Wenn wir in vier Wochen Weihnachten feiern heißt es: Wir bleiben
nicht nur beim "Ich glaube schon", sondern, wir möchten von Gott mehr
wissen, wir möchten mit ihm in Kontakt kommen, wir möchten ihn mit
"DU" ansprechen, wir möchten ihn anbeten, wir möchten ihn verehren,
wir möchten durch unser Leben, einem nach seinen Anweisungen geführtem Leben,
ihn erreichen. Ich wünsche uns allen, dass dieses "schönste Fest des
Jahres" uns helfe, Gott näher zu kommen und unseren Glauben zu vertiefen.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer