Januar
1996
Das Leben gemeinsam meistern
Liebe
Gemeinde,
mit
welchen Gefühlen wir das neue Jahr 1996 beginnen, hängt von den Situationen
ab, in denen sich ein jeder von
uns befindet. Es wird auch im kommenden Jahr ein
"Kommen" und "Gehen" geben, einige werden
das Licht der Welt
erblicken und einige
werden dieses irdische Leben
verlassen. Manche von uns
erwarten im neuen Jahr
vielleicht nichts Neues,
obwohl kaum jemand
vor Überraschungen sicher ist
und wir wünschen
uns, dass diese Überraschungen dann positiv ausfallen
werden. Für diejenigen, die im neuen Jahr viel vorhaben, wie z.B. die Gründung
einer Familie, Beginn des Berufslebens,
Bau eines Eigenheimes usw., wünschen wir, dass sie ihre Pläne gut verwirklichen
können.
Eines möchte
ich uns allen wünschen: dass wir die
Fähigkeit und Möglichkeit bekommen,
das Leben gemeinsam zu
meistern, uns den Problemen und
Aufgaben des Lebens gemeinsam zu stellen.
Die Geschichte von Mose kennen Sie: "Er
sollte die Israeliten aus der Sklaverei
in Ägypten befreien; er soll mit dem Pharao
verhandeln und das
Volk aus dem Land herausführen.
Aber, er hatte Sprachschwierigkeiten, er
stotterte. Obwohl das Reden
für seine Aufgabe sehr
wichtig war, hat Gott ihm diese Gnade
nicht gegeben. Stattdessen, hat Gott ihm "Aaron"
gegeben, der die Begabung
hatte, gut zu reden. Mose soll mit
ihm zusammenarbeiten, Aaron soll
reden". Gott will nicht, dass einer allein alles hat, sondern alle
zusammen alles haben. "Ich kann mir nicht alles merken, aber ich
habe eine Frau, die alles behalten kann; ich kann nicht sehen, aber
Gott hat mir
viele Menschen gegeben, die mir
helfen; ich kann nicht kochen,
aber ich habe einen Mann, der das gut kann" - wie
schön ist es,
wenn man solche
Bemerkungen hören und sagen
kann. Wenn eine
Gruppe mit dem
Bus unterwegs ist, brauchen nicht alle den Wagen lenken,
es genügt einer; nicht jeder braucht
eine Taschenlampe bei
sich haben, der
Schein einer Lampe genügt für
viele.
Unabhängigkeit und
Selbstständigkeit sind Wörter,
die sich in unserer
Gesellschaft stark durchsetzen.
Man sollte nicht verlangen,
dass die anderen unsere Arbeit tun, jeder
sollte versuchen, seine Arbeit, soweit es möglich ist, selber zu tun,
aber ein Miteinander sollte man nicht
ausschließen. Können wir uns eine Gesellschaft
vorstellen, in der sich alle wohl fühlen, trotz der gegenseitigen
Abhängigkeit? Abhängig ist man so
oder so. Schlimm ist es
nur dann, wenn
diese Abhängigkeit durch
Verträge geregelt ist: "Wenn du
mir dies oder jenes tust, dann
werde ich dir das
oder jenes erledigen". Ein Miteinander in Liebe und
Verständnis, das kann unser Leben
glücklicher machen.
Für das
nun beginnende Jahr 1996 wünsche ich
uns allen, nicht dass
Gott jedem/r von uns alle Fähigkeiten gebe, alle Begabungen die für unser Leben wichtig sind, sondern dass
Gott uns Menschen an die Seite gebe, die
die notwendigen Begabungen besitzen, um
uns zu
helfen, damit wir alle gemeinsam ein Leben in Friede
und Freude führen können.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Februar 1996
Den Kindern den Glauben vermitteln
Liebe
Gemeinde,
bei der
Verbreitung einer Religion kann
man folgende Beobachtung
machen - die Missionare aller Religionen
und Konfessionen können dies
bestätigen: Sie gewinnen meistens
nur Leute, die keinen
Glauben haben. Von
Bevölkerungsgruppen, die eine
ordentliche Religion haben, gewinnen sie kaum Anhänger. Die beste und
günstigste Voraussetzung, der Nährboden für andere Religionen und Sekten sind Menschen, die
keine Religion haben; sie sind schnell
zu beeinflussen; die Leere die
sie fühlen, versprechen die anderen
Gruppierungen auszufüllen. Ein überzeugter und
praktizierender Christ wird keine andere Religion annehmen, auch wenn
alles um
ihn herum nicht so läuft, wie er es gern hätte. Aber,
wer nichts hat, der nimmt das an, was ihm angeboten wird, auch wenn es
nach unserer Vorstellung primitiv,
brutal, intolerant oder fanatisch
ist. Das bereits Existierende
kaputt zu machen ist der erste Schritt, um etwas Neues zu beginnen und zu
verbreiten. Läuft so etwas
in dieser Richtung in
unseren Familien? Werden
unsere Kinder und Enkelkinder auf die Annahme einer anderen
Religion vorbereitet, direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst?
Wie
Sie wissen, verdanken die meisten von uns ihren Glauben den Großeltern. Sie
haben sie in den Glauben
eingeführt, das Beten gelehrt, Geschichten aus der Bibel erzählt, Jesus als
Gottes Sohn vorgestellt, über
das Ziel des
Lebens gesprochen, die
Gebote Gottes und die
Weisung der Kirche gelehrt,
usw. Es kann
aber sein, dass - obwohl dies alles gelernt wurde- die Möglichkeit
zum Praktizieren fehlt. Inzwischen haben nun auch sie Kinder, die
sie taufen ließen, aber sie sind kaum in der Lage ihnen eine christliche
Erziehung zu geben. Das Minimum, das sie im Glauben haben, ist nicht
genug um weitergegeben zu werden. Auch machen sie die Erfahrung, dass ihre Eltern, d.h. die
Großeltern ihrer Kinder nicht in
der Lage
sind, ihren Kindern das zu geben,
was ihre Großeltern ihnen im
Glauben gaben. Geschenke bringen sie
und sie sind eventuell bereit, ab und zu auf die Enkelkinder
aufzupassen, aber sie sind nicht in der Lage, den Kindern den
Glauben überzeugend zu übermitteln.
Viele junge Mütter und Väter erleben diese
Situation. Folge: die Kinder bekommen vom Glauben nicht
viel mit. Ich schreibe
diese Zeilen, weil ich in letzter
Zeit diese Situation
verstärkt beobachte und Sie
bitten möchte, Ihre Verantwortung, Ihre Kinder
im Glauben zu erziehen,
wahrzunehmen. Es sollte
Ihnen klar sein, dass nur Sie selber Ihren Kindern den Glauben vermitteln können.
Viele Erwachsene,
die in den kommunistischen
Ländern aufgewachsen sind, können
diese Tatsache bestätigen, denn sie
haben die Erfahrung gemacht,
dass sie ein bisschen Glauben
von ihren Großeltern mitbekommen
haben, aber nicht so viel, dass sie
davon irgendetwas an ihre
eigenen Kinder weitergeben
können. So haben wir Leute, die zwar getauft sind, aber weder
von Erstkommunion noch von Firmung irgendetwas gehört haben. Wenn
man nach der kirchlichen Trauung fragt, bekommt man die Antwort:
"So etwas gab es bei uns nicht" oder "So etwas
war bei uns
nicht möglich!" Soll solch eine Situation auch bei Ihren Kindern
eintreten? Wenn wir
unsere Pflichten jetzt nicht tun, dann
kann es für unsere Kinder und Enkelkinder zu spät
sein.
Unsere Verantwortung
ist groß! Beruf und Hobbys
können unser Leben nicht ausfüllen.
Die Worte des heiligen Augustinus
gelten für uns alle: "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o
Gott."
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
März 1996
Neue Kirchengemeinderäte
Liebe
Gemeinde,
zunächst möchte ich allen unseren
Kirchengemeinderäten - Herr Erich
Lang (2. Vors.), Frau Margot Fritz, Herr Helmut Heinzmann, Herr Herbert
Hofmann, Herr Georg Macha, Frau Waltraud
Marquedant, Frau Renate
Maylandt, Herr Helmut Schadt, Herr Wolfgang Schaul,
Herr Walter Weinreuter, Frau
Sabine Widenmeyer, und Herr
Hans-Joachim Wittmann - ganz herzlich
danken, die in der jetzigen Periode die Verantwortung in unserer
Kirchengemeinde mitgetragen haben. Zu tun hatten sie viel, einen großen Teil
der Arbeit haben sie im Hintergrund
bewältigt; man hat versucht, alles
ohne großes Aufsehen
abzuwickeln. Zu einer ihrer
wichtigsten Aufgaben gehörte der
Bau des Gemeindezentrums und
des Pankratius-Raumes,
welches gut gelungen ist. Alle
Kirchengemeinderäte haben die
ganze Zeit über mitgemacht - Frau Regina
Jürgens zog nach 3 Jahren Amtszeit nach
Schwaigern; für sie ist Herr
Georg Macha nachgerückt - ansonsten hat es keine Veränderungen
bei den Amtsinhabern gegeben. Es
ist auch
erfreulich, dass 9 von den 12 Amtierenden erneut kandidieren.
Verantwortung, Mitarbeit
in der Kirche
- sie hat
verschiedene Gesichter. Einige brauchen nur mitzuziehen, andere
brauchen nur das tun,
was ihnen aufgetragen wird, wieder
andere haben die Aufgabe,
Entscheidungen zu treffen
und die Verantwortung
zu übernehmen. Man muss
ein Gespür dafür haben, zu
entdecken, wozu man fähig
und aufgefordert ist. Vorschläge,
wie man die Kirche erneuern kann, gibt es genug, dazu
braucht man nur in den Zeitungen oder
Zeitschriften nachzulesen. Wir
benötigen aber Leute für
die einfache Arbeit. In der
Gemeinde ist -wie
in einer Familie- das alltägliche Leben wichtiger, als
irgendwelche sensationellen Ereignisse.
Es geht nicht um das Profilieren
auf Kosten Anderer, sondern
darum, Anderen zu
helfen, sich in
unserer Gemeinde
wohlzufühlen. Anregungen müssen
sein, aber noch wichtiger ist, dass man tut, was man
kann und vor allem die Grenzen erkennt,
anstatt immer wieder Unmögliches von
Anderen zu verlangen, auch wenn
man zu diesem oder jenem berechtigt ist.
Auf den
nächsten Seiten dieses
Gemeindebriefes werden die Kandidaten vorgestellt.
Ich freue mich, dass sie sich
bereit erklärten, die
Verantwortung für unser Gemeindeleben mit zu
übernehmen. Auch die Beteiligung an der Kirchengemeinderatswahl durch Stimmabgabe ist ein Zeichen der
Bereitschaft, das Gemeindeleben mitzugestalten. IHRE Stimme ist eine Ermutigung
für die Kandidatinnen und Kandidaten und eine Freude für die ganze
Gemeinde. Nehmen Sie sich am 17. März Zeit, gehen Sie zur
Wahl! Wir alle wollen
versuchen, das zu
tun, was wir
können, damit unsere Gemeinde das bleibt und wird, was sie
sein soll.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
April 1996
Was wir aus der Heilsgeschichte erfahren und erleben
können
Liebe
Gemeinde,
mit
dem Palmsonntag treten wir in die Karwoche ein, die Heilige Woche der Christen.
In diesen Tagen werden wir an die wichtigen Punkte unseres Glaubens erinnert.
Am Gründonnerstag geht es um die Gründung der Heiligen Messe - "Tut dies
zu meinem Gedächtnis" - damit werden wir beauftragt, die Gegenwart Jesu
unter uns in Gestalt von Brot und Wein zu feiern. Indem er seinen Jüngern die Füße
wäscht, zeigt er uns ein Beispiel des Dienens. Sein Gebet am Ölberg zeigt uns, dass
er sich dem Willen seines Vaters im Himmel ganz unterwerfen möchte: "Mein
Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst (Mt
26,39). Am Karfreitag ist es dann soweit: "Es gibt keine größere Liebe,
als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt" (Joh 15,13).
Von
einem berühmten Schauspieler wird erzählt: Er wurde gefragt, ob er
die Rolle von Jesus in einem Film
spielen
könnte. Er, der selber
kein Christ war, nahm das Drehbuch, las es durch und war fasziniert von
der Geschichte Jesu, von
seinem Wunderwirken, seinen
Predigten, seiner Zuneigung zu den Notleidenden usw. Aber er verlangte das Drehbuch zu ändern und
zwar: er wollte nicht am Kreuz sterben,
er will sich am Kreuz selber befreien,
sich retten und als Held dastehen. Klar, dass man die Szene
vom Kreuzestod Jesu nicht abändern kann
und aus diesem Grunde hat der
Schauspieler die Rolle abgelehnt.
Der Karfreitag sagt uns, dass wir einen Gott
haben, der nicht nach unserer
Vorstellung von Stars, Helden und
Königen die Welt regiert,
sondern durch Liebe. Wir haben einen Gott, der auch
bereit ist, am Kreuz zu sterben, den schrecklichsten und
erniedrigsten Tod auf sich
zu nehmen. Aber
dies ist kein Schlusspunkt, der Ostersonntag kommt, und nicht der Tod,
sondern das Leben steht im Mittelpunkt.
Auch das Ziel unseres Lebens,
das was
auf uns wartet, wird
uns vor Augen gestellt: "Sind wir
nun mit Christus gestorben, so
glauben wir, dass wir auch
mit ihm
leben werden" (Röm 6,8).
Vieles, an
das wir in diesen Tage erinnert
werden, ist Teil
der Geschichte, die zu erfahren, man kein Christ zu sein braucht, dazu
braucht man nur die Geschichte zu kennen. Aber, es gibt
vieles, das nur die Gläubigen
annehmen können: warum ein Kreuzestod,
warum die Rettung der Menschheit in dieser Form, warum Gott die
Heilsgeschichte so lenkt
usw. Weil es nicht so
einfach ist, weil dazu viel Übung und Hineinwachsen in den
Glauben notwendig ist, gibt es viele Menschen, die nicht glauben
können. Was für
viele Menschen nicht verständlich ist, was für viele nichts anderes
als Ärgernis und Skandal ist, ist für uns
hoffnungsgebende und verstärkende
Glaubenserfahrung. Schon im ersten
Jahrhundert hat der Apostel Paulus geschrieben: "Wir dagegen
verkündigen Christus als den
Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden
wie Griechen, Christus, Gottes
Kraft und Gottes
Weisheit" (1 Kor
1,23). Die kommenden Feiertage
zeigen uns deutlich,
dass unser Glaube nicht
ein Produkt unseres Denkens oder unserer
Betrachtung ist, nicht eine
Entdeckung von Wissenschaftlern und
Forschern, sondern das Ergebnis der Erkenntnis der Offenbarung, die
wir aus der Heilsgeschichte erfahren und erleben können. "Diesen
Jesus hat Gott auferweckt, dafür sind wir alle Zeugen" (Apg 2,32).
Eine besinnliche
Karwoche und gesegnete Ostern
wünsche ich Ihnen!
George
Chelappurath, Pfarrer
Mai 1996
Verständnis für andere macht das Leben angenehmer!
Liebe
Gemeinde,
wir
machen in unserem Leben desöfteren die Erfahrung: Verständnis für andere, macht
nicht nur das Leben anderer angenehmer, sondern auch das eigene.
Einige
Leute sind von berufswegen Kritiker; sie müssen die Arbeit Anderer analysieren
und die Fehler aufdecken, sie müssen Vorschläge ausarbeiten, wie es besser
gemacht werden kann. Gutachter, Buch-, Film- und Kunstkritiker usw. gehören zu
dieser Gruppe. Obwohl diese Leute für die einen unangenehm sind, so sind sie
für die anderen eine Hilfe. Auch die Eltern oder Lehrer müssen kritisch sein
und aufmerksam die Fehler ihrer Kinder oder Schüler beobachten, damit sie ihnen
weiterhelfen können.
Dass
man mit offenen Augen umhergeht und alles mit kritischen Blicken betrachtet,
das ist an und für sich etwas Gutes. Nur so kann man die Guten von den
Schlechten unterscheiden. Aber wer nur die Fehler der Anderen sieht, der kann
vom Leben nicht viel haben, der kann im Leben nicht viel erreichen. Stellen wir
uns vor: Jemand sitzt vor dem Fernsehgerät und kritisiert am laufenden Band die
Spielweise eines Schauspielers. Kann dieser Mensch überhaupt den Film genießen?
Geht man zur Kirche, nur um alles was dort geschieht und alles was man dort
sieht zu kritisieren, dann profitiert man vom Kirchgang nicht viel. Ist man zu
einer Festlichkeit eingeladen, sollte man versuchen zu genießen, was dort
angeboten wird, anstatt nur an allem herumzunörgeln. Ich kenne jemanden, mit
dem ich 7 Jahre zusammen studiert habe und der kein einziges Mal für andere ein
gutes Wort hatte. Später habe ich dann von ihm auch nichts Gutes gehört.
Oft
macht man die Beobachtung: die meisten, die nach den Fehlern Anderer suchen,
sind solche, die Minderwertigkeitskomplexe haben, die fühlen, dass sie selber
nicht so gut sind. Durch das Entdecken der Fehler der anderen, wollen sie
zeigen, dass sie besser sind.
Dies
alles bedeutet nicht, dass man alles so hinnehmen muss, wie es einem serviert
wird; dass man alles annehmen muss, was mit und um einen geschieht. Man darf
nicht nur - ab und zu muss man kritisch sein, wobei man aber seine Kompetenz
nicht überschreiten sollte; in vielen Bereichen braucht man die nötige
Fachkenntnis. Wenn man irgendwelche wichtigen Änderungen an einem Haus
vornehmen will, muss man zwangsläufig den Statiker zu Hilfe holen; bevor man
eine neue elektrische Leitung legt, untersucht man, wo sich die alte befindet;
bevor man vorschlägt, dass etwas geändert werden muss z.B. in der Kirche,
sollte man sich darüber informieren, warum diese oder jene Einrichtung
überhaupt so ist.
Jeder hat
Verständnis dafür, dass nicht jeder alles kann und
nicht jeder alles hat, aber viele haben dabei nur sich selber im Blick.
Hat man
auch Verständnis für die
Fehler anderer, dann
ist das Zusammenleben angenehmer!
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Juni 1996
Zehn Gebote - damit wirklich alle in Frieden leben können!
Liebe
Gemeinde,
letztes
Jahr habe ich mit den Jugendlichen im Firmunterricht
über
die zehn Gebote gesprochen. Ihre erste
Reaktion war: wieder die zehn
Gebote - altmodisch, dachten sie.
Dass aber jeder das
tun darf, was er will, dafür waren sie auch nicht. Ordnung
muss sein, darüber waren
sich alle einig. Ich haben ihnen dann
die Aufgabe gegeben, eine
Weltordnung
zusammenzustellen, eine Ordnung, die das Leben auf der ganzen Welt
schützen und bewahren sollte; eine Ordnung,
die allen Menschen auf
dieser Erde Friede
und Freiheit schenken sollte.
Die Jugendlichen haben
nachgedacht und versucht, einige Sätze zu formulieren: man darf
nicht töten, nicht stehlen,
nicht lügen, usw.; und dass man
Gott ehren muss, auch das wollten sie. Zum Schluss
konnte man feststellen, dass das
Ergebnis ihrer Formulierung einer neuen Weltordnung nicht anders war, als die
zehn Gebote.
Bei der
Straßenordnung kann man am ehesten
feststellen, dass eine Ordnung
die Freiheit nicht
einschränkt, sondern einen
reibungslosen und unfallfreien
Straßenverkehr möglich macht. So ist es
in allen Bereichen des Lebens.
Den Unterschied
zwischen den entwickelten
Ländern und den Entwicklungsländern kann
man in vielen Bereichen
des Lebens feststellen. Armut
ist ein Merkmal der Entwicklungsländer. Viele Menschen haben nicht das Notwendigste,
um ein normales Leben führen zu können. Krankheiten, die von
Unterernährung kommen, Kriminalität und
Korruption gehören zu den Schattenseiten. Das Schlimmste in diesen Ländern aber ist die
Ordnungslosigkeit. Viele Länder der Erde, in denen viele arme Menschen
leben, sind vielleicht
reich in ihren
Möglichkeiten: sie haben
Arbeitskräfte, sie haben genügend
Rohstoffe und in vielen Ländern ist
die Ausbildung gut genug. Weil
sie aber keine ordentliche Regierung
haben, können sie die Korruption
nicht unter Kontrolle bringen, sie leben unter
dem Motto: Macht
ist Recht! Viele
Menschen in diesen Ländern sind
froh über jeden
Ordnungshüter. Sie sehen
die Gesetze nicht als
Last, nicht als
Einschränkung ihrer Freiheit, sondern als Mittel zur Bewahrung
der Freiheit und Gleichheit. Man möchte
alle zwischenmenschlichen Beziehungen gerecht
geregelt haben.
Als
eine Hilfe, so haben die Israeliten die zehn Gebote verstanden. "Der Herr
hat uns verpflichtet, alle diese
Gesetze zu halten
und den Herrn, unseren
Gott, zu fürchten, damit es
uns das ganze Leben
lang gut geht und er uns Leben
schenkt, wie wir es heute haben" (Dt 6,24). Sie waren Sklaven in Ägypten,
ein rechtloses Volk waren sie.
Gott hat sie befreit und in ihre alte Heimat
zurückgebracht, in die Freiheit.
Damit diese Freiheit, diese
Unabhängigkeit für alle erhalten bleibt, hat er ihnen die zehn Gebote
gegeben.
Viele Menschen
sehen nur, wie
die Gebote ihre
Freiheit und Unabhängigkeit einschränkt.
Aber wenn man bedenkt, wer diese Gebote
gegeben hat und warum, und wie
schlimm es auf
dieser Welt ohne diese Gebote sein könnte, kann man feststellen, dass
sie dazu da sind, uns unsere Freiheit zu
bewahren. Diese Einstellung ist für uns Menschen entscheidend, denn wir haben
diese Anweisungen von jemandem erhalten,
der uns liebt, uns alle, und er will, dass wir alle, nicht nur die Stärkeren, sondern
wirklich alle, in Frieden leben.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Juli 1996
Wie ist unsere
Beziehung zu Gott,
der uns alles gegeben hat?
Liebe
Gemeinde,
"Was
hast Du geschenkt bekommen" - so fragt man ein Kind, das gerade
seinen Geburtstag gefeiert hat. Auch nach der
Erstkommunionfeier erzählen die
Kinder voll Freude,
was sie alles
zu diesem Fest geschenkt
bekommen haben. Kaum hört
man die Frage: "Wer hat Dir mit Geschenken
eine Freude gemacht? Wer hat
Dich an diesem Fest besucht?" Meistens
geht es nicht um das "WER" sondern
um das "WAS" -
"Was hast Du bekommen?"
Geschenke werden gemacht, weil man jemanden gerne
hat. Stellen wir
uns vor: Ein Opa kauft seinem Enkel ein
Auto. Der junge Mann bedankt sich, setzt sich ins Auto und fährt damit
fort. Er
hat nun keine Zeit mehr mit dem Opa zu reden, sich mit ihm ein bisschen zu unterhalten, weil er sich mit seinem
neuen Auto beschäftigt,
auch die ganze Freizeit verbringt er damit.
Früher war das anders.
Da hatte er Zeit gehabt für den Opa. Er hat
ihn besucht und mit ihm dies und jenes unternommen.
Beide waren glücklich. Aber nun,
nachdem er das Auto
geschenkt bekommen hat,
ist alles anders geworden. Er ist dankbar, ab und zu denkt er
auch, dass er sich ohne Opas Hilfe kein Fahrzeug hätte leisten
können, ansonsten aber ist für
ihn nun das Geschenk wichtiger geworden als der Schenker! Hört man so etwas,
könnte man meinen, dass es besser wäre,
wenn der Großvater nicht
so großzügig gewesen wäre.
Aber, der Opa liebt seinen Enkel. Er freut sich, wenn er ihm eine
Freude machen kann, auch wenn sein Wunsch, ein bisschen
Zeit mit
dem Enkel verbringen zu dürfen, nun nicht mehr in
Erfüllung geht.
Auch in
unserem persönlichen Leben erleben wir
ähnliche Situationen, gerade wenn es um Gott geht. Gott hat mir
Talente gegeben, dass ich z.B. gut
spielen kann, gut musizieren kann, gut turnen oder tanzen kann usw., aber nun habe ich keine
Zeit mehr für ihn, der mir diese Fähigkeiten gegeben hat. Oder - ich
hatte die Möglichkeit,
eine gute Berufsausbildung zu bekommen und habe
nun eine gute Stellung, also habe ich keine Zeit für Gott und Gottesdienste. Oder - Gott
hat mir einen netten Partner
gegeben, nun habe ich
keine Zeit für ihn, der mir dies ermöglicht hat,
denn die ganze Freizeit
verbringe ich mit diesem Partner.
Oder - meine Firma läuft gut, Aufträge sind genügend
da, die ganze Woche muss ich viel
arbeiten, daher habe ich keine Zeit, durch ein
Gebet oder durch einen
Gottesdienst Gott, der
dies alles ermöglicht,
zu danken. Für viele ist wichtiger was man hat, als der, der es ermöglicht hat. "So ist das Leben"
- werden wir sagen, um uns zu trösten oder um uns zu entschuldigen. Ja, so ist
es, aber muss es immer so bleiben?
Wenn wir Gott loben, wenn wir ihm danken, dann
stehen nicht die Geschenke im
Mittelpunkt, alles was
wir von ihm
bekommen haben, sondern er, der
uns alles gegeben hat. Auch wenn wir ihm
gegenüber nicht dankbar
sind, wird er uns bestimmt
nicht alles wieder wegnehmen, denn er liebt uns; er will, dass
wir uns
freuen. Aber wir sollten versuchen, unsere Dankbarkeit in Taten umzusetzen.
In wenigen Wochen
sind die Schulferien.
Viele von uns werden
dann mehr Zeit haben, als in den übrigen Tagen. Werden wir
auch Zeit haben für uns selber,
Zeit dafür, über unser Leben, über unsere Beziehung zu Gott
nachzudenken?
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Oktober 1996
Die Freiheit um ein erfülltes und friedvolles
Leben!
Liebe
Gemeinde,
wenn
man von Kirchenordnung oder Kirchengeboten spricht, kann man
von vielen Menschen ihren Ruf nach "Freiheit" hören: Ich will frei
sein; ich will alles selber
entscheiden; weder der Papst
noch die Bischöfe dürfen
bestimmen, wie ich leben
soll. Weil einige meinen, dass die Kirche von ihnen zu viel verlangt,
treten sie aus der
Kirche aus und
sprechen von der Freiheit,
die sie dann
zu genießen scheinen: Man braucht
die Kirchensteuer nicht mehr zu bezahlen;
man muss sonntags nicht mehr so früh aufstehen, um in die
Kirche zu gehen; man hat keine Verpflichtung
mehr, seinen Kindern eine
christliche Erziehung zu geben. Bei
solchen Leuten kann man
aber feststellen, dass es
hier nicht um
Freiheit geht, sondern um eine
"Leere". Man braucht nur ihre Kinder zu beobachten. Sie
betrachten dies nicht
als Freiheit, sondern
als Leere. Wenn diese Kinder
z.B. mit anderen Kindern zusammen sind,
und wenn es dann heißt: "Ich
darf nicht in den Kommunionunterricht gehen" "Ich darf nicht in die Kirche
gehen" - dann sehen sie dies nicht
als Freiheit, sondern als Diskriminierung. Sie
sehen dann, dass bei ihnen und
ihren Eltern etwas fehlt. Freiheit sollte man nicht mit Inhaltslosigkeit und
Unwissenheit verwechseln; oder
sagt jemand unter uns, dass die Kinder, die nicht in die Schule
gehen, wahre Freiheit genießen,
oder die Leute, die zu faul zum Arbeiten
sind, freie Menschen sind?
Man kann
beobachten, dass die meisten, die
modernen Gruppierungen und Sekten
nachlaufen, dies tun, nicht als Reaktion
gegen die Kirchen, sondern
aus der Inhaltslosigkeit heraus,
die sie in ihrem
Leben erlebt haben. Vieles, was unsere Gesellschaft unseren
Jugendlichen als Ziel des Lebens darstellt, gibt
ihnen keine Erfüllung. Sie
erleben daher Orientierungslosigkeit und
innere Leere, welches zu
Unzufriedenheit führt. Und dann, dann fangen sie
an zu suchen und nehmen das, was
gerade angeboten wird; ihnen ist dann gleichgültig, von wem
was kommt, ob von Teufelsanbetern oder
von so genannten gefährlichen Sekten.
Als Erwachsene,
als Erziehungsberechtigte, als Eltern
haben wir die Verpflichtung,
unsere Kinder und Jugendlichen über die
wahre Freiheit zu belehren.
Freiheit sollte man nicht mit Bequemlichkeit und Unverantwortlichkeit
verwechseln. Man sollte sich die Chance
nicht entgehen lassen, den Kindern von
Gott und Jesus zu erzählen, ihnen die
Gebote Gottes nahe zu bringen; es könnte sonst sein, dass sie
das Ziel des Lebens nicht finden und in eine Lage
kommen, in der sie nicht entscheiden können, was richtig
und falsch ist; dann könnte es sein, dass sie zu Drogen
greifen oder zu Gurus gehen, oder mit Menschen in Kontakt kommen, die immer
wieder "Erscheinungen"
haben. Eine solide
Lebenseinstellung, die im Leben
etwas kostet, die unsere Freiheit
einschränkt, die von uns etwas
fordert, die einen normalen
Menschenverstand ermöglicht, die
den Umgang mit anderen Menschen erleichtert, ist die wichtige
Voraussetzung, unsere Kinder und
Jugendlichen vor gefährlichen
Gruppierungen zu schützen.
Wir sollten
nicht nur nach Möglichkeiten fragen,
wie wir unseren Kindern und
Jugendlichen dies und
jenes verbieten können, sondern wir
müssen Wege suchen, wie
wir ihnen eine
richtige Lebenseinstellung
und schon bewährte
Lebenswerte vermitteln
können. Nicht nur
die Lehre und
Anordnung einer Religion schränkt unsere
Freiheit ein, sondern jede Verpflichtung - sei es
im Beruf, in der Gesellschaft oder in der Familie. Es sollte nicht um eine absolute
und uneingeschränkte Freiheit gehen,
sondern um ein erfülltes
und friedvolles Leben, das
uns auch
zum von Gott eingesetzten Ziel führt.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
November 1996
Nicht nach der Mehrheit sondern an den Anweisungen
Gottes halten!
Liebe
Gemeinde,
"Ich muss
bessere Noten bekommen" - welche
Kinder wünschen sich das nicht? "Mein Kind muss gute Noten
mit nach Hause bringen"
- welche Eltern träumen nicht von
so etwas? Wenn es um
eine Klassenarbeit oder
Prüfung geht, wollen
die Kinder und Jugendlichen alle die ihnen gestellten Aufgaben
richtig schreiben, und nicht
nur einen Teil davon. Auch wenn alle nicht das
"Beste" oder
"Höchste"
erreichen können, so wollen sie
trotzdem das maximal Mögliche
davon schaffen. Dass
die Freunde schlecht abgeschnitten haben, ist kein Grund zu sagen: "Auch
ich brauche keine guten Noten zu schreiben". Auch die
Eltern sagen nicht: "Ja wenn die
meisten, dann auch mein Kind - auch mein Kind soll nur das bekommen, was die meisten bekommen
haben". Nicht so sein wie die anderen, sondern besser - das wollen alle.
Oder wie ist es z.B. mit dem Kranksein? Keiner denkt: "Viele
werden krank - also ist es
mir egal, wenn
auch ich krank
werde". Auch wenn
alle anderen in der Familie krank werden, so möchte trotzdem niemand
krank sein. Hier geht es um die Rettung des eigenen Lebens.
Wenn
es aber um Gott geht, da sind viele leichtsinnig. "Keiner aus meiner
Klasse geht in die Kirche, also
gehe ich auch nicht". Und die
Eltern sagen: "Du musst
selber wissen, was Du tust!" Hier
ist man mit der
Freiheit großzügiger: "Ich
lasse meine Kinder
frei entscheiden". Wie oft habe ich gehört: "Pfarrer, ich
wurde als Kind gezwungen, in den
Gottesdienst zu gehen, darum habe ich
jetzt keine Lust mehr
dazu". Wenn ich so etwas höre,
dann frage ich mich: Wurde man damals nur in die Kirche
zu gehen gezwungen? Wie war es
mit dem Hausaufgaben machen? "Du
machst zuerst Deine Hausaufgaben,
bevor Du zum Spielen gehst"
- auch so wurde
damals gesagt; oder: "Du musst ins Bett, weil
Du morgen früh zur
Schule musst!" Gezwungen wurde man
damals nicht nur zum
Erfüllen der Pflichten
als Christ, sondern auch
in anderen Bereichen des
Lebens. Nicht nur damals, sondern
auch heute - nicht
nur Kinder, sondern auch die Erwachsenen
stehen immer wieder unter dem
Zwang, Pflichten erfüllen zu müssen. Über
Religion muss man frei entscheiden können, aber das bedeutet
nicht, dass Kinder und
Jugendliche in ein Leben mit Gott nicht
eingeführt werden sollten, dass
sie auf das Erfüllen ihrer Pflichten
nicht aufmerksam gemacht werden
sollten.
Wenn
es um Essen und Trinken geht, wenn es um
Geldverdienen geht, wenn es um Karriere geht, dann möchte man normalerweise das Beste
haben; aber wenn es um Gott
geht, wenn es um die religiösen Pflichten geht, kommt man in die
Versuchung, mit dem Minimum
zufrieden zu sein. Um das eigene Leben in Ordnung
zu bringen, es im Einklang mit den Anweisungen Gottes zu gestalten, sollte man
nicht nach der
Mehrheit schauen, sondern
an den Anweisungen Gottes festhalten.
Die
kommenden Feiertage im Monat November, die Feste Allerheiligen und Allerseelen,
erinnern uns daran, dass wir, auch in unserer Beziehung zu Gott, in der
Erfüllung unserer Pflichten Gott und den
anderen Menschen gegenüber, nicht mit
dem Minimum zufrieden sein sollten,
sondern, dass wir
das Maximum erreichen
sollten, denn eigentlich dreht
sich alles um
das Letzte und
Hauptziel unseres Lebens - das Leben bei Gott!
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Dezember 1996
Einige
wichtige Dinge weglassen, um sich
damit auf das Wesentliche zu konzentrieren!
Liebe
Gemeinde,
eigentlich sollte
die Adventszeit eine besinnliche Zeit
sein, Tage, die man
als Vorbereitungszeit auf Weihnachten
hin eingerichtet hat. Man
sollte sich in dieser Zeit auf
"das Kommen des
Herrn" besinnen, und am Ende dieser Zeit ein frohes Fest
feiern, da der Heiland
auch zu uns kommt. Aber, wie sieht es in der Praxis aus? Sind
es besinnliche oder hektische Tage vor Weihnachten? Ist es wirklich
ein "Frohes Fest" das wir feiern, oder ein Fest voller Verpflichtungen?
Für viele ist es ein schönes Familienfest! Man
freut sich, dass man zusammen sein
kann. Aber, es gibt auch Familien,
die es kaum ertragen können, dass sie zusammenkommen
müssen: die Pflichteinladungen, der Pflichtbesuch, den man nur aus
Höflichkeit oder aus Gründen der Tradition macht - das alles kann
unter Umständen die
ganze Freude an den Feiertagen nehmen. Und die
viele Karten-Schreiberei? Was soll
man auf die
Weihnachtskarte schreiben,
wenn man sonst das ganze Jahr
über keinen Kontakt pflegte und auch keinen haben wollte?
Ruhe, Besinnung und Freude am Leben - wenn man
das nur
vor Weihnachten sucht, wird
das Finden schwierig
sein. In dieser vorweihnachtlichen Zeit
kann man dies alles nur
erleben, wenn man auch
sonst im Leben diese
Ruhe, Besinnung und
Freude spürt. Echte Freude
ist auf eine
bestimmte Lebenseinstellung
gegründet. Zu dieser
Lebenseinstellung gehört, dass
Gott den wichtigsten Platz
im Leben einnimmt; dass man zugibt,
dass man nicht alles kann, nicht alles braucht; dass Gott
jedem von uns eine bestimmte Aufgabe gegeben hat, welche wir nach seinen
Anweisungen erfüllen sollen. Unser Umfeld trägt selten zu einer solchen Lebenseinstellung bei, denn wen
interessiert es, ob jemand zuhause glücklich ist? Es gibt keine Statistik über
glücklichen, zufriedenen Menschen. Die Geschäftsleute wollen nur unser Geld;
die Politiker wollen nur nach außen hin
zeigen, dass es den Menschen gut geht
- und
das glauben sie durch Wohlstand zu
erreichen. Alles wird nach
den "Pro-Kopf-Einnahmen" berechnet; niemand fragt, wie viel
Prozent mit ihrem Leben zufrieden
sind. Jesus aber geht
es hauptsächlich um unser Heil und nicht nur um unseren Wohlstand.
Seine Einladung an uns
lautet: "Kommt alle zu mir, die ihr
euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde
euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein
Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin
gütig und von Herzen demütig, so
werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht,
und meine Last ist leicht" (Mt 11,28-30).
Ich wünsche
uns allen, dass
wir die Fähigkeit
bekommen, das Wichtige vom Wesentlichen zu unterscheiden. Es gibt
vieles, was für unser
Leben wichtig, nützlich und
wertvoll ist, aber
vielleicht sollten wir einiges davon weglassen, damit wir uns auf
das Wesentliche konzentrieren
können.
Auch dieses
Jahr wollen wir ein schönes Fest feiern.
Alles hängt von der
Vorbereitung ab. Gleich
zu Beginn dieser
Adventszeit wollen wir uns
fragen: Was hat uns in den letzten Jahren in
dieser Zeit gestört? Wozu wurden
wir gezwungen, was wir nicht tun
wollten? Was sollten wir dieses Jahr anders machen?
Wollen wir ein Fest,
in dem auch Jesus eine Rolle spielt? Haben
wir Zeit, uns innerlich auf dieses Fest vorzubereiten -
Zeit für mehr Gebete, für
Gottesdienste? Zeit dafür,
den Kindern einige
Weihnachtsgeschichten (nicht nur Legenden und Märchen, sondern
auch Geschichten über
Jesus und seine Geburt in
Bethlehem) zu erzählen? Viele Menschen sind am heiligen
Abend so geschafft, dass sie keine Nerven
mehr dazu haben, ein gemütliches
Fest zu feiern. Vielleicht können wir dieses Jahr einige
"wichtige Dinge" weglassen, damit wir uns auf das Wesentliche
konzentrieren können.
Ein paar besinnliche Tage in der Adventszeit und
ein Weihnachtsfest, in dem
das Christkind mit seiner
Geschichte im Mittelpunkt steht, ein
Familienfest, in dem
alle in Frieden
zusammen sein können, das wünsche
ich uns allen.
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer