Januar 2000
Gott der
Geschichte
Liebe
Gemeinde,
bei runden
Geburtstagen oder bei Hochzeitsjubiläen versuchen die Kinder durch das
Organisieren eines Festes ihren Eltern eine Freude zu bereiten. Aber mehr Mühe
geben sie sich dabei, ihre Eltern durch bestimmte Beiträge zu erfreuen, ein
Sketch z.B., Erzählungen von bestimmten Ereignissen, die Vorführung von Fotos
aus früheren Zeiten usw. Bei all dem bringen sie in Erinnerung, wie es
früher war und vor allem, was die Eltern für ihre Kinder getan haben. So
ein Fest ist für die Kinder Anlass, darüber nachzudenken, und ihnen ihre
Dankbarkeit zu zeigen.
Ein großes
Jubiläum steht uns bevor, nicht nur ein Tag, sondern ein ganzes Jahr - das Jahr
2000. Für unser alltägliches Leben könnte es sein, dass dieses Jahr wie jedes
andere ist, aber für die Menschheit allgemein gesehen, ist dieses Jahr etwas
Besonderes. Vor 2000 Jahren kam Jesus in die Welt, dieses Jubiläum feiern wir
nun. Und was sollte das Wichtigste sein für uns in diesem Jahr?
Selbstverständlich sollten wir uns daran erinnern, was Gott für uns durch
die Menschwerdung getan hat, was Gott in den letzten 2000 Jahren für uns und
unsere Welt getan hat, wie Gott die Weltgeschicke so gesteuert hat, damit
wir auf dieser Erde, in diesem Teil der Erde, in dieser Jahrtausendwende mit
all dem was wir haben, all den Möglichkeiten der Technik und Entwicklung, leben
können. Es ist klar, dass wir nur
seit einer bestimmten Zeit auf dieser Erde leben, aber wir leben in
einer Welt, die eine lange Geschichte hat und diese Geschichte beeinflusst
unser Leben so, dass wir die Produkte früherer Zeiten sind. Wir leben in
einer Umgebung, die anscheinend nicht viel mit Gott zu tun hat, aber die mit
christlichen Werten so geprägt ist, dass wir tatsächlich eine christliche
Kultur haben. Wir sind dankbar für die Vergangenheit, für die Traditionen und
Bräuche, die wir überliefert bekommen haben. Dieses Jubiläum soll uns helfen,
immer wieder an Gott zu denken, der dies alles für uns ermöglichte.
Wenn wir
in den Geschichtsbüchern lesen, können wir immer wieder feststellen, dass die
Autoren bestimmte Interessen vertreten, sie betrachten alles aus bestimmten
Blickwinkeln und ab und zu kommt es vor, dass sie dies oder jenes nicht
erwähnen wollen, weil das dem eigenen Interessen schaden könnte. Aber, der
ehrliche Historiker stellt das dar, was er festgestellt hat, auch wenn es gegen
seine Interessen sein sollte. Wenn wir ehrlich sind, dann haben wir die
Gelegenheit, Gott in der Geschichte zu entdecken, in der Geschichte der Welt,
in der Geschichte unseres Landes, in der Geschichte unserer Gemeinde und auch
in der Geschichte unserer Familie. Bei der Rückschau in den Medien, werden
wir in diesen Tagen sehen, welche Ereignisse in diesem Jahrtausend wichtig
waren, welche Personen sich verdient gemacht haben. Dabei werden die Namen von
bestimmten Politikern, Künstlern und Wissenschaftlern im Vordergrund stehen.
Aber für uns steht Gott im Mittelpunkt, ihn zu loben, ihm zu danken, dazu
sollten wir in diesem Jubeljahr ab und zu Zeit haben.
Gottes
Segen für das Jahr 2000 wünsche ich uns allen.
Ihr
Pfarrer,
George Chelappurath
Februar
2000
Glück
Liebe
Gemeinde,
es ist
nicht so einfach, festzustellen, ob
jemand glücklich ist oder nicht. Noch schwieriger ist es, die eigene Situation klar zu erkennen. Was hat
man nicht alles unternommen,
mit der Annahme, dass dies oder jenes zum Glück führen wird:
- die
Suche nach einer Arbeitsstelle für ein finanziell gesichertes, glückliches
Leben. Die Stelle hat
Geld, genug Geld, vielleicht
viel Geld gebracht, aber
Glück? Nicht nur, dass
das Glück nicht kam, es kam nur mehr
Stress und Unruhe.
- man hat
sich durchgesetzt - eigene
Ideen und Vorschläge wurden verwirklicht. Freiheit war der
Traum; man war bereit, für die Freiheit
dies oder jenes zu opfern. Man
hat auch in Kauf genommen, dass einige andere darunter leiden müssen. Die
Freiheit hat man gewonnen, aber
Glück - das
ist ferngeblieben.
- man wollte
unabhängig sein. Eigene
Wünsche aus eigener Kraft und aus eigener
Tasche verwirklichen. Und nun
stellt man fest, dass die Unabhängigkeit
mit Glück nichts zu tun hat.
Viele Menschen, die man
kennt, genießen ein
glückliches Leben, auch wenn
sie finanziell abhängig sind.
- der Wegzug
von den bösen Nachbarn war
ein Versuch, mehr Freude
im Leben zu haben.
Aber nach dem Umzug
stellt man fest, dass
eine glückliche Umgebung nicht durch einen Umzug zu erreichen
ist; was man während
eines Besuches oder im Urlaub erlebt,
ist weit entfernt von
dem, was man erlebt, wenn man ständig dort ist.
- dass Töten des
ungeborenen Kindes war für
mehr Beweglichkeit und Freiheit, für die Verwirklichung der Karriere.
Aber die jetzigen Depressionen sind alles
andere als das, was man durch
Karriere erreichen wollte.
Immer wieder stellt man die Frage: Warum sind
einige Menschen glücklich und
die anderen nicht? Ein glückliches Leben, ein erfülltes Leben, das
hat weniger mit Geld oder
Karriere zu tun.
Erfüllung findet man dann, wenn man das tut, wozu man
berufen ist. Durch
die Erfüllung der Lebensaufgabe - egal was es ist - findet man Freude
im Leben. So kann
man glückliche Menschen in
allen Schichten der Bevölkerung finden:
der einfache Arbeiter ist
glücklich, weil er
hart arbeitet, um seine Familie zu ernähren, auch wenn er - außer seinen Nachbarn -
sonst niemandem bekannt ist; ein gutsituierter Beamter
ist glücklich, weil
er seine Aufgaben gerecht
erfüllt.
Freiheit, Unabhängigkeit, Reichtum und
alle möglichen Sicherheiten sind
wünschenswert; man kann danach
streben, alles mögliche tun, um dieses zu
erreichen, aber dies wird uns kein Glück bringen; Glück
findet man erst dann,
wenn man das erfüllt, wozu man
berufen ist. Berufung
könnte sein: ein einfaches
Familienleben zu führen; eine
leitende Position in der Gesellschaft
zu übernehmen; sich für das Wohl
der Mitmenschen einsetzen und
vieles mehr. Das Interessante dabei ist: das, was den
einen Menschen glücklich
macht, muss dem anderen
kein Glück bringen, denn
jeder hat seine eigene Berufung,
seine eigene
Lebensaufgabe. Erfüllung ist
nicht das, was die
anderen bei einem feststellen, sondern das,
was man selber erlebt.
Hat dies
alles etwas mit Gott zu tun? Ja! Gott, der uns das Leben geschenkt hat,
hat auch eine Lebensaufgabe für
uns bestimmt. Unser Glück
liegt darin, dass
wir diese Aufgabe erkennen und erfüllen. Unsere Religion hilft uns
dabei.
Es grüsst
Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
März 2000
"Es
ist nicht alles vorbei"
Liebe
Gemeinde,
viele Menschen
sind traurig und enttäuscht, weil sie nicht erreicht haben, was sie
wollten; sie sind ärgerlich, weil
sie nicht in
der Lage sind, ihre Pläne zu verwirklichen. Den Grund für diese
Niederlagen suchen sie bei
den anderen: bei
den Eltern, weil
diese nicht die Möglichkeiten
gegeben haben, ihre Chancen zu
nutzen; bei den Ausbildern, weil
diese nichts so
beigebracht haben, dass man alles
lernen konnte; bei den Arbeitgebern, die
nichts anderes im Kopf hatten,
als ihren Profit; bei den Arbeitskollegen,
die nach dem Ellenbogenprinzip handelten; bei dem
Partner oder der
Partnerin, der/die die Interessen des
anderen nicht berücksichtigt haben. Auch
die Gesellschaft ist schuldig,
weil sie bestimmte Parolen propagiert, die
zum Schluss zu nichts führen. Auch
die Politiker sind nicht
schuldlos, denn sie haben
versäumt, die richtigen Entscheidungen an der
richtigen Stelle zu
treffen. Und unser Anteil für
das nicht erreichte - der ist
schwer zu entdecken. "Jetzt ist es zu spät" - sagen
die einen; "lieber zu spät
als nie" - sagen die anderen.
"Es
ist nicht alles vorbei" - verkündet
uns die kommende Fastenzeit. Es kann sein,
dass wir nicht das erreicht haben, was wir wollten,
oder wir haben uns alles anders vorgestellt,
als das, was wir
jetzt haben oder, dass wir nie
daran gedacht, dass
es so schlimm werden kann. Was
vorbei ist, ist vorbei, aber nicht alles
ist vorbei. Spät ist es bestimmt,
aber nicht zu spät,
dass wir nichts mehr
machen können. "Zu spät" darf man
erst am "Schluss" sagen, aber zu spät ist
es für uns nicht, wir haben noch Zeit. Wenn man
eine Freundschaft hat,
die nicht in "Ordnung"
ist, sollte man versuchen, diese
möglichst bald zu beenden;
oder wenn in einer Ehe
oder Familie Probleme herrschen,
dann sollte man versuchen auszuhalten,
um Gottes Willen, trotz allem.
Lebt man mit
der Nachbarschaft in Streit, sollte man versuchen, die
Kontakte wieder zu normalisieren. Hier
hilft uns vielleicht, wenn wir die
Ursachen des Streites nochmals
nachvollziehen und ihnen auf den
Grund gehen, vielleicht lohnt
es sich nicht mehr,
deshalb in Streit
zu leben. Vielleicht schaffen wir nicht alles, zumindest
sollten wir es aber versuchen.
Eines sollte
man jedoch nicht denken: "Weil ich nicht alles
retten kann, tue ich
überhaupt nichts".
"Alles oder Nichts"
- ist nicht unser
Motto. Wir versuchen
das zu retten, was noch
zu retten ist. Unsere Gesellschaft hat vielleicht keine Lösung
anzubieten, die Vorschläge unserer
Bekannten machen die Sache vielleicht
noch schlimmer, aber Gott,
er kann doch retten, zumindest teilweise. Nehmen wir uns in der kommenden
Fastenzeit die Zeit,
unser Leben vor Gott ehrlich zu überprüfen, und wenn es sein muss, auch
unangenehme Entscheidungen zu treffen,
um das zu
retten, was noch zu
retten ist, damit
wir wieder von "Herzen" lachen können. Was vorbei ist, ist vorbei, aber alles ist nicht vorbei, und ich wünsche uns allen, Zeit der Stille, um
das zu entdecken, was noch zu
retten ist und den Mut, das zu
tun, was wir tun können.
Es grüsst
Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
April 2000
Früherziehung
Liebe
Gemeinde,
die
meisten wissen, wie man Fußball spielt, wie viele Spieler in einer Mannschaft
sind, wer welche Aufgabe übernimmt, was der Torwart tun muss usw. Meinen Sie, dass
nur mit diesem Wissen jemand Fußball spielen kann? Wie ist es in der Musik?
Um zu erfahren, wie ein Musikinstrument funktioniert, braucht man vielleicht
nur ein paar Stunden; welche Finger auf welche Taste und welche Stelle für
welche Tonart. Aber, um ein Musikinstrument zu spielen, braucht man jahrelange
Übung. Genauso ist es mit dem Gebet. Die meisten wissen es, wie man betet,
aber beten können sie nicht. "Ich weiß wie man betet" - das bedeutet
nichts. Beten lernt man nicht aus dem Wissen, sondern aus der Übung.
Dass man den Ablauf der Eucharistiefeier im Religionsunterricht gelernt hat,
das ist zuwenig. Einen Gottesdienst lernt man durch jahrelanges mitfeiern
kennen! Nur durch einmal beten wird keiner religiös; oder wer glaubt, dass
man durch "nur einmal Fußball spielen" ein Profi-Fußballer werden
kann?
Man redet
von der Früherziehung. Die Kinder sollten möglichst früh, d.h. als kleines
Kind, anfangen, bestimmte Musikinstrumente spielen zu lernen, bestimmte
Sportarten auszuüben. Man hört immer wieder von den Stars, dass sie schon
als kleines Kind angefangen haben, ihre Talente zu entwickeln.
Früherziehung ist wichtig, nicht nur für das, was die anderen als wichtig
einschätzen, sondern auch für das, was für unser Leben selber wichtig ist,
unsere Beziehung zu Gott. Auch mit dem Gebetsleben muss man früh beginnen.
Viele Eltern legen Wert darauf, was ihre Kinder als erstes "Papa oder
Mama" sprechen! Früher haben die Eltern versucht, dass ihre Kinder als
erstes das Wort "Jesus" sprechen. Sie haben ihren Kindern Bilder
von Jesus gezeigt, und ihnen geholfen, das Wort "Jesus"
auszusprechen. Als die Kinder klein waren, haben sie für sie gebetet und später
dann mit ihnen. Solche Kinder haben kaum Schwierigkeiten, mit Gott zu sprechen
- Früherziehung, auch im Gebetsleben.
So wie
jede Kunst, wie jede wichtige Branche der Wissenschaft, so ist die Religion nur
für Leute, die Ausdauer haben. Wenn man hört, dass man
jahrelang für etwas üben muss, dann bekommt man zuerst Angst. Aber wenn man mit
etwas anfängt und immer wieder praktiziert, dann kann man nach Jahren die
Früchte der Anstrengungen ernten. Wenn man krank ist und der Arzt bescheinigt
eine lange Behandlungszeit, dann kommt keiner auf die Idee, dass man damit
nicht beginnt, weil diese Behandlung so lange dauert. Wenn man gesund werden
möchte, dann muss man schnellstens mit einer Behandlung beginnen, auch wenn sie
länger dauern sollte.
Es kann
sein, dass wir bis jetzt nicht die Möglichkeit hatten, uns mit dem Thema
"Gebet" zu beschäftigen. Diese Fastenzeit sollte uns anregen, über
unser religiöses Leben nachzudenken. Damit man etwas von unserer Religion
hat, muss man die von ihr angebotenen und vorgeschlagenen Übungen - Gebet,
Gottesdienst, fasten usw. - praktizieren, und zwar ein Leben lang.
Das
Gebetsleben ist etwas Schönes, wer es gefunden hat, der hat einen Schatz
gefunden. Diejenigen, die es gelernt haben, können es bestätigen, sie wollen es
nicht missen, oder mit irgendetwas anderem tauschen. Wie bei der Kunst ist
es auch in der Religion, nie werden wir vollkommen, immer wieder können wir neu
dazulernen, immer wieder können wir besser werden. Den Mut anzufangen, wenn
wir bis jetzt die Gelegenheit dazu nicht hatten, und die Kraft, mit dem schon
angefangenen weiterzumachen, das wünsche ich uns allen.
Es grüsst sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Mai 2000
Einmalige Rolle
Liebe
Gemeinde,
vielleicht gibt es einige, die
nicht mehr wissen, wo
ihre Bibel - sofern sie
eine besitzen - zu finden
ist und wenn
ja, wann wurde sie
zuletzt in die
Hand genommen und darin
gelesen? Warum redet man überhaupt von der
Bibel, wann wurde zuletzt ein
Buch oder eine
Zeitschrift gelesen, die den Menschen Lebensorientierung geben oder den Sinn des
Lebens erklären kann? Welche Jugendlichen sind in der
Lage, eine Fachzeitschrift zu lesen
und zu verstehen?
Sind unsere Kinder und
Jugendlichen soweit
gekommen, dass sie
nur an Essen und
Trinken denken, billige Programme im
Fernsehen anschauen und attraktive
und triebbefriedigende
Zeitschriften lesen können?
In
Geschichtsbüchern kann man
nachlesen, dass bestimmte Länder Leute ausgebildet haben, die brutal kämpfen konnten, nicht als
Verteidiger des Landes, sondern als Unterhalter.
Öffentlich haben sie gekämpft,
bis der Gegner tot war und die
Zuschauer haben sich darüber
amüsiert. Diese Kämpfer hatten
ein großes Ansehen in der
Bevölkerung, sie wurden von
ihnen unterstützt,
hochgejubelt - gut
trainierte Körper waren wichtig.
Man kann
auch lesen, dass es
Menschen gab, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, zu möglichst hohem Reichtum zu kommen. Egal, woher der Reichtum
kam, egal, wie
sie es geschafft
haben, dazu zu kommen, sie waren
hoch angesehene Leute, zumindest
bei einigen Menschen.
Aber die
Geschichtsbücher erzählen uns auch
von geistig begabten Menschen,
die hoch angesehen waren -
Philosophen und Dichter,
Menschen die ihren Mitmenschen Orientierung für ihr Leben geben konnten, Menschen, die
den Sinn des Lebens erforscht haben, die
das ganze Leben und die ganze
Natur betrachten konnten. Ihr
Reichtum war nicht das
Bankkonto, sondern die Lebensfreude.
Vielleicht schaffen
wir es nicht, der
Welt oder den
Menschen in unserer Umgebung eine
Orientierung zu geben,
aber zumindest unsere eigene Familie können wir
beeinflussen. In unserer Zeit,
in einer Zeit
der Globalisierung, kann man
nicht von großen Gruppen
sprechen, denn das Leben
läuft in kleinen ab.
Was hat unserer Familie
als Ziel? Wofür bilden
wir unsere Kinder aus?
Wozu erziehen wir sie? Was soll das Ziel des Lebens
sein? Groß und stark wie ein
gut gefüttertes Tier, das sich
nur für Essen und
Trinken interessiert. Soll man
die ganze Zeit nur
für andere arbeiten, arbeiten um
das kaufen zu können, was
die anderen anbieten? Oder soll man
fähig sein, den Sinn
des Lebens zu entdecken und ein menschenwürdiges Leben
zu führen?
Viele der
so genannten Prominenten
können für die kommende Generation kein Vorbild sein, obwohl sie berühmt und reich
sind. Wie viele der
ehemaligen
"Prominenten"
sind heute frustriert, einsam und spielen mit dem
Gedanken an Selbstmord? Jeder Mensch spielt eine
einmalige Rolle im Leben,
die niemand wegnehmen kann
und hier ist keiner
besser als man
selber. Wenn man sich
dieser Rolle bewusst ist,
kann man von
niemandem besiegt werden.
Nicht nur das tun, was alle anderen tun, sondern den
Mut haben, etwas anderes zu
tun, nicht, um etwas Besonderes zu sein, sondern, um die
"einmalige Rolle" zu
übernehmen, welche einem Erfüllung im
Leben bieten kann,
unabhängig von dem,
was die anderen über
einen denken. Die Kinder sollen einmal nicht nur das erreichen,
was die anderen
hoch einschätzen, sondern das,
was ihnen Erfüllung bringt.
Es grüsst
Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Juni 2000
Nicht nur
Sonnenschein, sondern auch Schattenseiten
Liebe Gemeinde,
bei
Kochvorführungen im Fernsehen kann man beobachten: Der Koch nimmt einen
größeren Fisch, schneidet den Kopf und die Flossen großzügig ab, entfernt die
Gräten, nimmt die schönsten Filet-Stücke und bereitet daraus ein Essen. Was mit
dem Rest des Fisches passiert, interessiert keinen, denn die Hauptsache ist,
dass das, was zum Schluss auf dem Teller präsentiert wird, schön aussieht und
gut schmeckt.
Nicht nur
bei Vorbereitungen zu einem Essen beobachtet man so etwas, auch in vielen
Filmen kann man sehen, dass nur die schönen Seiten des Lebens präsentiert
werden. So z.B. in bestimmten Filmen über das Familienleben werden nur
Menschen gezeigt, die schön, jung, schlank
und gesund sind, die den idealen Vorstellungen der Werbebranchen
entsprechen; nur der schönste Teil des Lebens wird dargestellt; eine heile Welt
wird präsentiert. Und sollte trotz allem ein Problem vorkommen, so erhöht dies
nur die Spannung.
Beobachten
wir nicht in unserem Gemeindeleben etwas Ähnliches? Es werden viele Veranstaltungen
angeboten. Erscheinen tun nur diejenigen vom "mittleren Teil";
Kranke, Behinderte, geistig oder körperlich, alle, die nicht zu dieser Mitte
gehören, sehen wir kaum. Besuchen wir eine Familie: die Alten und Kranken
sind gut aufgehoben, die Kranken sind im Krankenhaus, die Alten im Altenheim,
die Kinder sind im Kinderzimmer, präsentiert wird nur das Schönste.
Besuchen wir eine Beerdigung: die Eltern wollen ihren Kindern nicht zeigen, wie
der tote Opa aussieht. Sie sollen ihn so in Erinnerung behalten, wie er zu
Lebzeiten war, sie sollen nur den lebendigen und lustigen Opa vor sich haben.
Die Tatsache, dass er tot ist, das sollen die Kinder nicht mitbekommen.
Und die
jungen Leute, die leben mit diesem Ideal, mit dem Traum, dass alles schön sein
muss, im Leben, in der Familie, im Beruf. Aber kaum fangen sie an, werden sie
konfrontiert mit Enttäuschungen, denn das wahre Leben ist anders. Hier gibt es nicht
nur Sonnenschein, sondern auch Schattenseiten. Die Rose hat nicht nur
Blüten, sie hat auch Dornen. Man kann die Rose herausschneiden, aber
irgendjemand muss mit den Dornen umgehen können. Heraus aus der Traumwelt -
hinein in die Realität, das sollten unsere Jugendlichen können. Das Leben ist
schön, auch wenn es Schattenseiten gibt, und das Schönste im Leben entdeckt
man, nicht wenn man in einer Traumwelt mit unmöglichen Vorstellungen lebt,
sondern wenn man bereit ist, sich den Realitäten zu stellen. Lügen,
gleichgültig wie sie zu uns kommen, machen uns zu Gefangenen, sie bringen uns
nur Angst. Schlimm ist es, wenn man in ständiger Angst leben muss, immer mit
dem Gedanken leben muss, dass die Ideale nicht erreicht werden, oder dass man
das Erreichte verliert. Das Idealbild sollte nicht das sein, was die
Werbeindustrie darstellt, sondern das, was jemand kann und ist. Klar, es gibt
sie, die ideale Vorstellung über jeden Abschnitt des Lebens, aber das wahre
ist nicht unbedingt das, was die Werbeindustrie hoch preist, um ihre Produkte
zu vermarkten, sondern das, was einem im Leben Freude macht und was einem hilft,
in Zufriedenheit zu leben. Unsere Religion kann uns helfen, wenn wir ihre
Lehre ernst nehmen, die Wahrheit des Lebens zu entdecken und zwar die ganze,
das Leben wie es in Wirklichkeit ist, wahrzunehmen und auch in Zeiten mit
Problemen die Freude am Leben nicht zu verlieren.
Es grüßt sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Juli 2000
Lachen
Liebe
Gemeinde,
in letzter
Zeit kann man immer wieder von Seminaren und Tagungen hören, welche das
"Lachen" als Thema haben. Dort wird den daran Teilnehmenden
beigebracht, wie sie andere zum Lachen animieren können. Gezeigt wird
auch, wie man sich überwinden kann und den ersten Schritt zum selber lachen
tut. Man kann auch lesen, dass das Interesse an solchen Seminaren zunimmt.
Brauchen die Menschen unserer Zeit bestimmte Techniken, um zu lachen? Ist
das Lachen nicht etwas natürliches, das man ohne Techniken und künstliche Methoden
kann? Muss man vielleicht Techniken entwickeln, wie man zum Weinen kommt?
Durch
bestimmte Techniken kann man lernen, beim Lachen die Zähne zu zeigen, oder geräuschvoll
zu lachen. Aber, der Weg zum Lachen als Ausdruck der Freude ist anders.
Wir alle wissen, dass lachen und fröhlich sein zweierlei Schuhe sind. Das Fröhlichsein
ist eine Sache der inneren Einstellung. Nicht irgendwelche Techniken machen
uns fröhlich, sondern das Leben überhaupt, ein Leben, das in Ordnung ist, ein
Leben, das in Harmonie mit der Natur, anderen Menschen und Gott gelebt wird.
Wenn ich
mich mit den Jugendlichen über das Fröhlichsein unterhalte, erzählen sie immer
wieder: Opa kann lachen, Oma kann lachen. Ich frage mich, warum sagen sie
nicht: mein Vater kann lachen, meine Mutter kann lachen? Wie leben die
Großeltern, wie leben die Eltern? Man sagt allgemein, dass die Kinder fröhlicher
sind als die Erwachsenen und dass man, je älter man wird, trauriger oder
ernster wird. Stimmt das? Hat das Traurigsein mit dem Alter zu tun? Ist
ernst sein eine Alterserscheinung wie andere Merkmale, wie z.B. graue Haare,
Falten im Gesicht usw.? Eigentlich sollte man mit zunehmendem Alter fröhlicher
werden, denn dann man hat das Leben kennen gelernt, einiges erlebt und geleistet.
Oder, ist das Leben so grausam, dass man traurig wird, je mehr man vom Leben
hat? Eigentlich spielt das Alter keine Rolle, ob man fröhlich oder traurig ist,
entscheidend ist, wie man lebt und je älter man wird, desto fröhlicher kann
man werden, wenn ein Leben geführt wird, das in Ordnung ist. Unsere Gesellschaft
regt uns an, uns durchzusetzen, für unsere Freiheit zu kämpfen; aber wenn man
sich einmal durchgesetzt hat, dann stellt man fest: Freiheit gewonnen, Freude
verloren - "Operation gelungen, Patient tot". Nicht die absolute
Freiheit macht uns glücklich, sondern die von Gott zugelassene.
Das tun,
was wir tun sollen und das nicht tun, was wir nicht dürfen, das bringt uns
Erfüllung im Leben. Und, ein erfülltes Leben ist das Geheimnis des
Fröhlichseins. Keiner kann immer fröhlich sein; der Stress der
Arbeitsstelle, die unangenehme Umgebung, die streitbaren Nahbaren, die Arbeitskollegen,
die wir nicht leiden können, dies alles kann unsere Stimmung miesmachen. Aber jede/r
kann die Grundstimmung eines erfüllten Lebens pflegen, wenn die Aufgaben, die
Gott einem gibt, erfüllt werden. Unsere Religion kann uns helfen, ein
erfülltes Leben zu führen, auch wenn darin nicht alles nach unseren Vorstellungen
läuft. Die Erfahrung von Millionen von Menschen, die vor uns gelebt haben
und die Tausenden von Menschen, die mit uns leben, sollte uns überzeugen, dass
ein Leben nach Gottes Geboten und nach der Lehre Jesu uns glücklich machen
kann. Was nützt uns das Leben, wenn wir alles haben, aber nicht das ersehnte
Glück? "Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei
aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?"
(Mt 16,26).
Es grüßt
Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Oktober
2000
Weitergabe der Lebenserfahrung
Liebe
Gemeinde,
kann
man sich das Autofahren selber beibringen, ohne einen Fahrlehrer, ohne
die Hilfe von jemandem, der schon fahren kann? Ich glaube schon, dass man dies
kann, aber es könnte sein, dass man dabei einige Autos kaputtmacht, einige
Unfälle verursacht oder evtl. das Leben von einigen Menschen gefährdet, bis
man von sich aus alles gelernt hat. Kann man ohne Gebrauchsanweisung ein Gerät
bedienen? Mit Ja möchte ich antworten, man kann viele Geräte nur durch Probieren
zum Funktionieren bringen, aber es könnte sein, dass man das Gerät kaputt
macht, oder dass einige Funktionen überhaupt nicht genutzt werden. "Das
wusste ich nicht, dass man mit diesem Gerät so etwas machen kann" - das
wird man später sagen. Wie ist es im Leben? Kann man den richtigen Weg
selber finden, der zu einem glücklichen und erfüllten Leben führt? "Bestimmt"
muss man sagen, aber es könnte sein, dass man vieles im Leben aufs Spiel setzt,
viele Jahre können verloren gehen. Es kann auch sein, dass man sich und anderen
Schaden zufügt, der nie wieder gutzumachen ist. Durch Experimente kann man
vieles lernen, aber es ist schade um die Zeit, die man unnötig dafür investiert.
Wenn es um das Leben geht, dann zeigen viele, dass sie nicht klug genug sind.
Sie wollen alles selber machen, alles selber entscheiden, alles von vorne
anfangen. Die Lebenserfahrungen von anderen wollen sie nicht annehmen.
Was
würden Sie jemandem sagen, der allein ein Auto von Grund auf neu bauen möchte,
ohne die Erfahrung und das Wissen von anderen anzunehmen, der jede mechanische,
technische, elektrische, elektronische Komponente neu entwickeln möchte?
Verrückt werden wir sagen, wenn man alles von vorne beginnen möchte. Man ist
froh, wenn man dort anfangen kann, wo andere aufgehört haben. Mit allen
Mitteln versuchen viele, das zu bekommen, was die anderen schon erreicht haben.
Religion
hilft uns, dort anzufangen, wo die anderen aufgehört haben. Sie teilt uns
mit, was die Menschen in den letzten Jahrtausenden mit dem Leben experimentiert
haben, wo sie Fehler gemacht haben, wo sie Erfolg hatten. Die Anweisungen
der Religion klingen, als ob sich jemand in unser Leben einmischen möchte. Aber
die Wahrheit ist das Gegenteil, es geht nicht um die Einmischung in unser Leben
oder um die Einschränkung unserer Freiheit, sondern um die Weitergabe der
Lebenserfahrung. Die Erfahrung von Millionen Menschen in den letzten
Jahrtausenden wird in Form von Gesetzen, Anweisungen, Gebräuchen usw. überliefert.
Die
Funktion eines Computerprogramms, was man alles damit machen kann, lernt man am
schnellsten und einfachsten, wenn man den Anweisungen desjenigen, welcher
dieses Programm geschrieben hat, folgt. Das Schönste in unserer Religion
ist, dass wir von Gott selber, der die Welt und alles darin geschaffen hat, der
uns das Leben geschenkt hat, erfahren können, wozu er dies alles geschaffen
hat, und wie wir zum Ziel kommen können.
In
unserer Religion erfahren wir nicht nur das, was die Menschheit in den letzten
Jahrtausenden erreicht hat, sondern auch das, was Gott für uns getan hat und
was er mit uns vorhat. Wie glücklich sollte der Mensch sein, der dies alles
ohne große Mühe erfahren kann. Religion hilft uns, möglichst schnell auf den
richtigen Weg zu kommen, der uns zu einem erfüllten und glücklichen Leben
führt. Wir müssen nicht alles selber entdecken, alles selber ausprobieren,
wir haben die Möglichkeit dort anzufangen, wo die anderen aufgehört haben, wir
haben die Gelegenheit die Ergebnisse der Experimente der Vergangenheit zu
übernehmen und die Anweisung unseres Schöpfers zu hören. Nützen wir diese
Möglichkeit!
Es
grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
November
2000
Arbeiten für eine bessere Zukunft
Liebe Gemeinde,
wir kennen Leute, die immer mit Hoffnung leben
können; Träumer sind sie nicht; sie leben und arbeiten für eine bessere
Zukunft. Einige von ihnen sind bereit, eventuell Überstunden zu machen,
damit sie mit dem zusätzlich verdienten Geld z. B. "bessere"
Urlaubsgebiete erreichen können. Sollte die Arbeit schwer und anstrengend sein,
dann denken sie an die schöne Zeit, die vor ihnen liegt. Diese Vorfreude gibt
ihnen Kraft, alle Strapazen der Arbeit auf sich zu nehmen und zu bewältigen.
Wer von uns ist nicht schon Menschen begegnet, die sagten: "Ich muss noch
ein paar Jahre arbeiten, es geht um die Rente". Der Gedanke an das schöne
Rentenalter gibt Schwung, länger zu arbeiten. Wir kennen bestimmt Kinder und
Jugendliche, die gerne morgens früh aufstehen, mit dem Gedanken: Lieber
jetzt mehr lernen bzw. mehr leisten, und damit später eine bessere Stelle und
mehr Geld haben, als faul sein, wie vielleicht einige der Freunde.
Ist der Gedanke über den Himmel für uns ein
Anreiz, dies oder jenes zu tun, oder auf einiges zu verzichten? Sind wir in
der Lage, das Leben nach dem Tod als Ziel unserer Arbeit und Anstrengungen zu
sehen? Gibt uns der Gedanke über das Leben nach dem Tod Anregungen, die jetzige
Zeit besser zu nutzen? Der Monat November mit den Festen Allerheiligen und
Allerseelen lädt uns ein, über das Leben nachzudenken.
Wir werden mehr als sonst in diesem Monat die
Friedhöfe besuchen und an den Gräbern unserer Verwandten und Bekannten stehen.
Dabei wird uns in Erinnerung kommen, wie wir mit ihnen zusammengelebt haben,
was sie alles für uns getan haben und vielleicht auch, was sie uns hinterlassen
haben. Aber unsere Gedanken sollten nicht nur in der Vergangenheit weilen, wir
sollten auch an ihr jetziges Leben denken. Die Verstorbenen haben nicht nur
eine Vergangenheit, sondern auch eine Gegenwart, denn sie leben noch. Diese
Gedanken machen uns bewusst, dass auch wir den gleichen Weg gehen werden. Das
Fest Allerheiligen am 01. November sollte uns ermutigen, nicht nur an den
Feierabend, das Wochenende, den Urlaub, nicht nur an den wohlverdienten
Ruhestand zu denken, sondern auch an das Leben, das uns von Gott geschenkt
wird, nach unserem Tod, ein Leben in vollkommener Freude. Unser Ziel ist
nicht das Rentenalter, in dem wir ohne Stress ein paar Jahre in wohlverdientem
Ruhestand leben können - das ist für uns nur eine Zwischenstation -
unser Ziel ist die für uns vorgesehene schöne Zeit bei Gott. Dieses Ziel im
Auge zu behalten, dazu lädt uns dieser November ein.
Der Gedanke an den Himmel sollte uns
ermuntern, vielleicht ein anderes Leben als das jetzige zu führen, ein anderes
Ziel anzustreben, als das, was uns interessant vorkommt. Die Vorfreude auf
den Himmel kann uns helfen, ein Leben zu führen, wie Gott es will. Die
Idole unserer Kinder und Jugendlichen sollten nicht nur Stars sein, die die
Medien hochpreisen, sondern auch Menschen, die das Leben gemeistert haben, die
das Leben so gestaltet haben, wie Gott es wollte. Solche Menschen werden wir
nicht nur unter den Heiligen finden, sondern auch unter unseren Verwandten und
Bekannten. Glück - nicht nur jetzt, nicht nur in den nächsten paar Jahren,
sondern für immer, auch nach dem Tod, das wünsche ich uns allen.
Es grüßt Sie
George
Chelappurath, Pfarrer
Dezember
2000
Nicht nur wissen, sondern erleben
Liebe
Gemeinde,
"Um
an Gott, einem höheren Lebewesen zu glauben, muss man nur intelligent sein".
Nur intelligent sein? Ob man darüber lacht, oder darüber nachdenkt, das liegt
an uns. Alle, die logisch denken, können feststellen, dass irgendeine Macht die
ganze Welt im Griff hat, dass alles nach einem bestimmten Schema läuft. Daher
ist die Aussage "Ich glaube schon" keine besondere Leistung, religiös
sein ist viel mehr.
Religiös sein ist mehr als das Wissen über einen Gott und seine Beziehung
zu dieser Welt. Das ist nicht schwer zu verstehen. Stellen wir
uns vor: Wir wissen vieles über einen bestimmten Urlaubsort: wie die Hotels
dort sind, was alles angeboten wird, wie schön die Strände sind, wie unterhaltsam
die Programme, wie toll das Personal usw. Durch Fotos und Videos können wir uns
von dort eine genauere Vorstellung machen. Aber es gibt einen großen
Unterschied, ob man dort war oder nur davon weiß. Wenn man dort ist, alles
sieht, hört und mitmacht, dann sieht die Sache ganz anders aus. Hier haben wir
keine Schwierigkeiten zu erkennen, dass Wissen allein zuwenig ist. Wenn
wir das verstehen können, dann können wir auch den Spruch verstehen: "Um
an Gott zu glauben, muss man nur intelligent sein; religiös sein ist viel
mehr". Es ist zuwenig, dass wir über Gott dies oder jenes nur wissen, wir
wollen diesen Gott erfahren, ihm in unserem Leben begegnen. Nicht nur wissen,
sondern erleben, das ist es, was auch die Religion sinnvoll macht.
Das
schönste Fest - Weihnachten -, das wir in vier Wochen feiern werden, sagt uns,
dass Religion mehr ist als "ich glaube schon". Hier wird von einem
Gott erzählt, der nicht irgendwo weit weg ist und alles leitet und über alles
waltet, sondern von einem Gott, der uns Menschen liebt und unseretwegen Mensch
geworden ist. Das wissen die meisten unter uns seit ihrer Kindheit. Aber dieses
Wissen allein hilft nicht viel, wir müssen diesen Gott erfahren.
Die
Frage ist verständlich: Wie tun wir das, wie begegnen wir ihm? Die Antwort von
Millionen Menschen, die dies getan haben, lautet: Durch Gebete und durch das
Hören des Wortes Gottes, d.h. die Bibel. Gebete und Gottesdienste sind nicht
alles, aber ob man ohne dies mit Gott in Kontakt kommen kann? Sollte es andere
Möglichkeiten geben, darf man sie ausprobieren, aber welche? Wenn man versucht,
diesem Gott zu begegnen, seine Lehren zu hören, nach seinen Anweisungen zu leben,
denn kann man feststellen, dass es schön ist, an diesen Gott zu glauben und mit
ihm zu leben.
Von
den Hirten wird erzählt: Sie gingen zur Krippe, sie haben das Kind gesehen und
es angebetet. Wenn sie nur mit dem Wissen was der Engel gesagt hat - Euch ist
ein Retter geboren - zufrieden gewesen wären und ohne irgendetwas anderes zu
tun einfach weitergeschlafen hätten, hätten sie von dem ersten Weihnachtsfest
überhaupt nichts gehabt. Weil sie aber bereit waren, ihre Nachtruhe zu
unterbrechen und zur Krippe zu gehen, konnten sie den menschgewordenen Gottessohn
sehen und sich darüber freuen. Diese Freude wünsche ich uns allen, die Freude,
die wir durch die Begegnung mit Gott erfahren können, an jedem Tag unseres
Lebens und besonders an den kommenden Feiertagen.
Eine
gesegnete Adventszeit und ein gnadenreiches Weihnachtsfest wünsche ich Ihnen
Ihr George
Chelappurath, Pfarrer